In den letzten 30 Jahren ist viel passiert. Nicht nur im Hinblick auf unser Wachstum an Mitarbeiter*innen und Angeboten, auch die Arbeitswelt an sich hat sich verändert. Wir haben uns mit Kolleginnen und Kollegen unterhalten, die schon lange Teil des Hilfswerks sind – und mit jenen die ganz frisch zu uns stießen – um ihren Start Revue passieren zu lassen und ihre Gedanken für die Zukunft zu erfahren.
...führte mit ihrem Mann einen Erdbaubetrieb und einen Getränkeabholmarkt, bevor sie die Heimhilfe-Ausbildung startete. Das wichtigste für sie: Hausverstand!
...ist seit 25 Jahren im Hilfswerk und startete im 12-köpfigen Team als Heimhilfe. mittlerweile ist sie Pflegeassistentin und auch im Betriebsrat sehr engagiert.
Was hat euch ins Hilfswerk geführt?
Gerti: Ich habe ursprünglich etwas ganz anderes gemacht – nämlich einen Erdbaubetrieb gemeinsam mit meinem Mann. Später führte ich bei uns am Hof einen Getränkeabholmarkt. Dabei hatte ich schon immer mit Menschen zu tun, das wollte ich weiter ausbauen - deshalb die Heimhilfe-Ausbildung. Beim ersten Gespräch mit der Einsatzleitung habe ich mich dann sofort wohlgefühlt, auch die Einschulung mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen lief einwandfrei ab.
Monika: Ich bin seit 25 Jahren im Hilfswerk. Hierhergekommen bin ich durch meine Schulfreundin, die mich auf die offene Stelle aufmerksam gemacht hat. Da ich davor schon meine krebskranke Schwiegermutter gepflegt habe, merkte ich, dass mir der Beruf liegt. Als ich nach der Vorstellung bei Waltraud, die damals schon Einsatzleitung war, im 12-köpfigen Team starten durfte, war ich voller Vorfreude. Jetzt hat sich das Team ja auf 35 Personen vergrößert.
Gerti, denkst du, dass es auch Vorteile hat, dass du frisch aus der Ausbildung kommst?
Gerti: Ich muss sagen, die Ausbildung ist etwas ganz anderes, als das tägliche Leben. Man lernt zwar den Grundstock, viele Sachen versteht man aber erst, wenn man im Beruf arbeitet. Und man braucht Hausverstand – ohne den geht nichts.
Monika, wie war der Start für dich damals?
Monika: Wir sind damals losgefahren, mit dem einfachen Ziel, Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen, den sie selbst nicht bewältigen konnten. Die haben ihre Arbeit ja damals gesehen, aber konnten sie nicht mehr alleine machen. Da wurde nicht viel nachgedacht, wir haben einfach alles gemacht und mit viel Einsatz und Engagement konnte die Lebens- und die Wohnqualität sehr verbessert werden. Das hat auch uns immer glücklich gemacht.
Was hat sich im Vergleich zu heute geändert?
Monika: Vieles, es ist heute schnelllebiger. Damals habe ich als Heimhilfe ohne Ausbildung begonnen, den Kurs holte ich erst später nach. Und die Dokumentation war ganz anders – es gab A4-Blätter, auf denen wir einfach unsere Tätigkeiten niederschrieben. Auch das Fahrtenbuch war handschriftlich zu führen, das waren wir damals alle so gewöhnt. Als die erste elektronische Datenerfassung mit dem Palmtop kam, war das eine unvorstellbare Umstellung. Meine Kollegin, damals 12 Jahre älter als ich, sprach sogar vom Kündigen (lacht). Nach der Einschulung haben wir beide gemeinsam bis in die Nacht geübt, damit wir uns am nächsten Tag damit arbeiten trauten!
Wir sind damals losgefahren, mit dem einfachen Ziel, Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen.
Und als das Handy dann kam?
Monika: Der Umstieg war dann nicht mehr ganz so hart. Man muss auch sagen, wir wurden am Stützpunkt perfekt vorbereitet. Dieser Zusammenhalt im Team kam sicher auch sicher von unserer Einsatzleitung.
Gerti: Das spürt man jeden Tag. Schon wenn man an den Stützpunkt kommt lacht sie uns freundlich entgegen. Es gibt keine Frage, die man nicht stellen kann, kein unfreundliches Wort – das gilt im gesamten Team.
Monika: Ihre Art hat mich auch sehr geprägt. Diese Stütze, dieses „mütterliche“ Gefühl gebe ich selbst gerne an das Team und an neue Mitarbeiter*innen weiter.
Hat sich auch der Umgang mit Angehörigen verändert?
Monika: Sehr. Teilweise müssen Brücken gebaut und Spannungen gelöst werden – von Angehörigen zu Kundinnen und Kunden – damit eine gute Betreuung möglich ist. Es ist ja so: Kundinnen und Kunden werden von uns betreut, aber wer kümmert sich um Angehörige? Wenn man diese begleitet und ihnen auch sagt, wie wichtig sie sind, fühlen sie sich wertgeschätzt und können vielleicht besser mit der Situation umgehen. Man merkt das heute noch bei älteren Generationen, die sich verpflichtet fühlen, für ihre Angehörigen zu sorgen. Viele stoßen physisch und psychisch an ihre Grenzen, oft wird die Hilfe zu spät gesucht.
Gerti: Ich versuche gerne einen fließenden Übergang zu schaffen, von der Betreuung durch Angehörige zu mir als Betreuerin. Ich trete an der Stelle ein, an der die oder der Angehörige austritt.
Monika: Wir können auch den Umgang miteinander, innerhalb der Familien, verbessern, indem wir ihnen Tipps für die Pflege zeigen, sie bestärken. Das ist immer wieder schön zu sehen.
Gibt es etwas, das euch durch die Arbeit geprägt hat?
Monika: Ich habe eine Hospiz-Ausbildung und durfte schon viele Menschen auf die letzte Reise begleiten. Menschen entscheiden wann und mit wem sie sterben möchten. Manchmal wollen sie niemanden belasten und gehen lieber alleine. Viele gingen auch schon in meiner Gegenwart. Zu einer Dame, die als recht schwierig galt, habe ich zum Beispiel eine sehr gute Beziehung aufgebaut. Nachdem ich länger nicht bei ihr eingeteilt war, ging es ihr sehr schlecht. Sie hat auf das Sterben gewartet. Als ich wiedergekommen bin, habe ich ihre Haare gewaschen, währenddessen hat sie mir in die Augen gesehen und mich gebeten, sie warm einzudecken. Gleichzeitig ist sie gegangen. Das war so schön und so wertvoll. Ich sehe es immer wieder als Geschenk, wenn Kundinnen und Kunden sich bei mir so wohlfühlen, dass sie merken, sie können gehen.
Gerti: Das Vertrauen, das einem die Menschen entgegenbringen, ist unersetzlich.
Was ist euch wichtig in eurem Beruf?
Gerti: Das Menschliche. Hinkommen, sich in den Menschen einfühlen, zuhören und nachfragen. Und vermitteln, dass man alle Zeit der Welt hat - auch wenn unsere Zeit begrenzt ist. Ich versuche auch immer Kund:innen in meine Tätigkeiten mit einzubinden – gemeinsam kochen, gemeinsam bügeln. Das fördert auch die Selbstständigkeit.
Monika: Ich lege Wert auf Respekt. Wenn ich jemanden zuhause betreue, sehe ich mich als Gast im Haus. Ich vermittle Ruhe, Kompetenz und Sicherheit. Dafür ist es wichtig, selbstbewusst zu sein, seine Arbeit selbst zu schätzen. Das ist auch im Hinblick auf die allgemeine Zusammenarbeit wichtig: Ich durfte ja das Hilfswerk damals mit aufbauen. Von der ersten Minute an wurden wir Mitarbeiter:innen wertgeschätzt, als wichtigste Ressource empfunden. Da wächst man selbst daran. Diese Wertschätzung leben wir auch im Team – wir achten aufeinander und wenn es Konflikte gibt, werden diese kommuniziert. Das sage ich auch dir, Gerti, als neue Mitarbeiterin: Wenn es druckt, ausreden!
Gerti: Unsere Chefin hat für jeden ein offenes Ohr. Und man weiß immer, auch wenn man mal Fehler macht: Hinter mir stehen Leute, ich bin nie allein. Dieses Grundvertrauen ist wichtig.
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