In den letzten 30 Jahren ist viel passiert. Nicht nur im Hinblick auf unser Wachstum an Mitarbeiter*innen und Angeboten, auch die Arbeitswelt an sich hat sich verändert. Wir haben uns mit Kolleginnen und Kollegen unterhalten, die schon lange Teil des Hilfswerks sind – und mit jenen die ganz frisch zu uns stießen – um ihren Start Revue passieren zu lassen und ihre Gedanken für die Zukunft zu erfahren.
ist seit mittlerweile 20 Jahren im Hilfswerk und legt großen Wert auf den stetigen Erwerb fachlicher Kompetenzen.
Die zweifache Mutter freut sich über die Nähe zu ihrem Wohnort, das kleine Team und ihren interessanten Tätigkeitsbereich.
Was ist euch wichtig in eurem Beruf?
Johann: Der stetige Erwerb fachlicher Kompetenz durch lebenslanges Lernen und die Auseinandersetzung mit den psychischen Problemen unserer Klientinnen und Klienten. Weiters die freundliche und verlässliche Zusammenarbeit in einem gut aufeinander abgestimmten multiprofessionellen Team. Das ermöglicht einen optimalen Austausch über die sich aus unserer täglichen Arbeit ergebenden Komplikationen, um gemeinsame Lösungen zu finden, für eine angemessene Versorgung unserer Klientinnen und Klienten.
Angelika: Für mich ist es wichtig unseren Klientinnen und Klienten respektvoll zu begegnen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Weiters sind in meiner Arbeit der Beziehungsaufbau und die Förderung der Selbstständigkeit von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus ist eine gute Zusammenarbeit im Team und die Vernetzung innerhalb der Psychosozialen Dienste essenziell.
Was ist heute anders als noch vor einigen Jahren?
Johann: Wir verzeichnen eine Zunahme kurz- bis mittelfristiger Beratungen akut belasteter Menschen sowie soziale, berufliche und private Belastungskrisen mit begleitenden oder nachfolgenden psychischen Zusammenbrüchen (vom Burn-out-Syndrom bis zu klinisch diagnostizierbaren depressiven Erkrankungen), die eine längere multiprofessionelle Behandlung erfordern; immer größere, breitere Bevölkerungskreise sind davon betroffen. Parallel zu diesen wachsenden fachlichen Herausforderungen steigt der fachfremde Anteil verwaltungstechnischer Aufgaben (Stichwort Bürokratie und Digitalisierung) in oft schwer zu bewältigendem zeitraubendem Ausmaß.
Angelika: Heute noch handelt es sich bei psychischen Problemen und Krankheiten um ein Tabuthema. Ich denke, früher war es noch viel schlimmer. Das bedeutet im Umkehrschluss es gab es in der Vergangenheit einen geringeren Betreuungsbedarf und damit weniger Hilfeleistungen. Heute wird vor allem auf die Entstigmatisierung gesetzt und das Unterstützungsangebot wird stets ausgebaut.
Wie war euer jeweiliger Start beim Hilfswerk?
Angelika: Ich wurde vom Team herzlich willkommen geheißen. Ich hatte die Möglichkeit, sofort mit den Klientinnen und Klienten zu arbeiten. Dabei wurde mir genügend Freiraum für eigene Ideen gelassen. Ich konnte außerdem schnell Zugang zu den einzelnen Klientinnen und Klienten finden.
Johann: Sehr angenehm und mit viel Vertrauensvorschuss in meine damalige fachliche Kompetenz.
Haben sich die Themen verändert wegen denen Beratung in Anspruch genommen wird?
Johann: Früher hatten wir es überwiegend mit chronisch psychisch schwer kranken Menschen zu tun, weiters mit sog. Sozialen „Absteigern“, sozialen Randgruppen, Alkohol- und Suchtkranken. Die lange Jahre dauernde Betreuung war häufig unterbrochen von stationären psychiatrischen Krankenhausaufenthalten mit anschließender Wiederaufnahme ambulanter psychiatrischer Behandlung und psychosozialer Betreuung. Heute wird darüber hinaus vor allem im urban geprägten Einzugsbereich Graz-Umgebung unser Unterstützungs- und Behandlungsangebot zunehmend von immer breiteren Bevölkerungsschichten mit oftmals auch Akutanliegen, die breiter gefächerte wirksame Hilfestellung erfordern, in Anspruch genommen.
Angelika: Die Themen haben sich sicherlich im Laufe der Zeit verändert. Die heutige moderne Lebensweise wirkt sich bei vielen negativ auf die psychische Gesundheit aus.
Ich bin kein Prophet, aber in Anbetracht der bereits jetzt bestehenden Herausforderungen an unsere tägliche Arbeit und unter Berücksichtigung des wachsenden sozialökonomischen Drucks auf immer breitere Teile der Bevölkerung fürchte ich, dass in absehbarer Zukunft die Erwartungen der Menschen, welche unsere Leistungen in Anspruch nehmen, in der bisher gegebenen Form nicht mehr so reibungsarm und erfolgversprechend wie bislang befriedigbar sein werden.
Was hat euch zum Hilfswerk geführt?
Angelika: Durch eine Freundin, welche ebenfalls beim Hilfswerk in den Psychosozialen Diensten tätig ist, wurde ich auf die freie Stelle aufmerksam. Der Tätigkeitsbereich, das kleine Team sowie die Nähe zu meinem Wohnort (ich bin Mutter von zwei Kindergartenkindern) haben mich dazu bewegt mich zu bewerben.
Johann: Ich habe unsere heutige Fachbereichsleitung vor 20 Jahren bei einem regionalen Treffen diverser psychosozialer Einrichtungen kennengelernt. Ich wurde neugierig und habe mich daraufhin erfolgreich bei ihr beworben.
Was sind die persönlichen Herausforderungen, denen man sich stellen muss?
Johann: Die strukturellen und fachlichen Aufgabenstellungen und Herausforderungen zur Versorgung unserer Klientinnen und Klienten umfassen immer weiter ausgedehnte Bereiche. Herauszuarbeiten mit unseren Klientinnen und Klienten, welche Maßnahmen für sie am zielführendsten zur psychischen Stabilisierung bzw. Gesundung sein können, und diese Maßnahmen zu organisieren und koordinieren, das gehört zu meinen täglichen persönlichen Herausforderungen, denen ich mich stellen muss.
Angelika: An manchen Tagen ist es herausfordernd, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen. In der Arbeit wird zunehmend ein besonderes Augenmerk auf die Dokumentation gelegt. Manchmal ist meines Erachtens die dafür vorgesehene Organisationszeit zu knapp bemessen.
Was denkt ihr wie sich dieser Bereich für zukünftige Generationen entwickeln könnte?
Johann: Ich bin kein Prophet, aber in Anbetracht der bereits jetzt bestehenden Herausforderungen an unsere tägliche Arbeit und unter Berücksichtigung des wachsenden sozialökonomischen Drucks auf immer breitere Teile der Bevölkerung fürchte ich, dass in absehbarer Zukunft die Erwartungen der Menschen, welche unsere Leistungen in Anspruch nehmen, in der bisher gegebenen Form nicht mehr so reibungsarm und erfolgversprechend wie bislang befriedigbar sein werden. Welche Veränderungen das für die zukünftigen Generationen psychosozialer Dienstleister nach sich ziehen wird und ob diese bewältigbar sein können, wird nicht zuletzt von der personellen und finanziellen Ausstattung der immer stärker geforderten Leistungsanbieter, zu denen wir gehören, abhängen.
Angelika: Ich schätze, der Unterstützungsbedarf in diesem Bereich wird zunehmend steigen. Allein durch die Covid-19-Pandemie sind psychische Belastungen und Erkrankungen in den Vordergrund gerückt. Davon sind vor allem junge Menschen betroffen. Ich denke auch, dass in Zukunft der Umgang mit psychischen Erkrankungen offener wird und dass dadurch mehr betroffene Menschen Hilfe suchen. Darum wird sich der Psychosoziale Dienst weiterentwickeln und vermutlich noch mehr ausgebaut werden.
Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.