Stellen wir uns Sucht wie eine Art von Sog vor, der einen immer wieder zu einem ganz besonderen Gefühl oder Bewusstseinszustand zieht. Dieser Sog kann durch bestimmte Stoffe, die man einnimmt, oder durch bestimmte Handlungen, welche man immer wieder ausführt, ausgelöst werden. Es ist, als würde man für einen kurzen Moment einen geheimen Schalter drücken, der alle schlechten Gefühle „wegzaubert“. Doch das verzwickte an diesem Schalter ist, dass man sich immer öfter danach sehnt, ihn zu drücken, bis es irgendwann sehr schwerfällt überhaupt noch ohne ihn auszukommen. So kann es zu Abhängigkeiten von Substanzen oder Verhaltensweisen kommen.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten von Süchten. Bei den stoffgebundenen Süchten sind es Stoffe wie Alkohol, Zigaretten, verbotene Substanzen oder Medikamente, die wie Magnete wirken. Sie locken mit einem Versprechen von Glück und Zufriedenheit, füllen eine Lücke und belohnen kurzzeitig für ihre Nutzung.
Dann gibt es die stoffungebundenen Süchte, wie Glücksspielsucht, Arbeitssucht, Sexsucht. Hier geht es um das Ausleben bestimmter Handlungen, welche nicht mehr selbst zu kontrollieren sind – dieser Verlust der Selbstkontrolle führt zu Suchtverhalten. Die Suche nach dem nächsten Hocherleben wird zum beherrschenden Verlangen, und dieses wird als Drang erlebt. Das Auftreten von Entzugserscheinungen und der Bedarf an einer immer höher werdenden Dosis sind die Folgen davon.
Suchtmittel werden oft als Mittel zur Problembewältigung eingesetzt und verdecken dabei die eigentlichen Themen. Dies führt zu einem Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist. Sucht kann nicht einfach abgestellt werden, und Sätze wie "Reiß dich zusammen" führen dazu, dass Betroffene sich nur noch schlechter fühlen und wiederum zu Substanzen greifen, um mit diesem Gefühl umzugehen.
Suchterkrankungen können zu sozialem Rückzug, dem Verlust des Arbeitsplatzes, finanziellen Schwierigkeiten, existenziellen Problemen, Suizidgedanken und anderen schwierigen Herausforderungen führen.
Familien- und Zwillingsstudien zeigen deutlich, dass genetische Faktoren einen signifikanten Beitrag zum Suchtrisiko leisten, etwa 50 Prozent. Dies legt nahe, dass es Genvarianten geben muss, die das Risiko für Suchterkrankungen erhöhen. Trotz intensiver Forschungsbemühungen und der Entschlüsselung des Genoms konnten jedoch in den letzten Jahren erstaunlich wenige solcher Genvarianten identifiziert werden. Dies lässt vermuten, dass die Sozialisation einen größeren Einfluss auf das Risiko zur Entwicklung einer Suchterkrankung hat.
Als Betroffene*r gestaltet sich der Weg zur Hilfestellung aufgrund der Abhängigkeitserkrankung meist schwierig. Oft sind es Angehörige, die Wesensveränderungen bemerken und Betroffene darauf ansprechen. Leider wird dies häufig von Betroffenen eher als Angriff verstanden, was wiederum zu Rückzug und verstärkter Abhängigkeit führen kann.
Angehörige fühlen sich oft so sehr verantwortlich, dass sie vergessen, dass es sich bei den betroffenen Menschen um autonome Personen handelt, die auch ihre Eigenverantwortung tragen. Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige wäre eine professionelle Beratung im Umgang mit der Suchtproblematik ein wichtiger erster Schritt.
Die Erkenntnis und das Eingeständnis, dass es sich um eine Erkrankung handelt, spielen bei der Behandlung eine entscheidende Rolle. Je nach Dosis und Stärke der Abhängigkeit sollte Kontakt mit einer*einem Fachärztin*Facharzt oder einer professionellen Suchtberatungseinrichtung aufgenommen werden, um weitere individuelle Schritte setzen zu können. Grundsätzlich ist eine Kombination aus Medikation und Gesprächstherapie eine gute Möglichkeit, Abhängigkeiten zu reflektieren und zu bearbeiten. Es gibt verschiedene Einrichtungen, sowohl stationär, teilstationär als auch ambulant, die in unterschiedlichen Settings und Konzepten Hilfe anbieten.
Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an die Suchtberatungsstellen der Psychosozialen Dienste des Hilfswerk Steiermark.
Erfolg in der Suchtberatung wird durch mehrere Schlüsselaspekte deutlich. Zunächst ist es ein gutes Zeichen, wenn Klientinnen*Klienten aktiv Hilfe suchen und in der Lage sind, den Kontakt zur Beratungsstelle aufrechtzuerhalten. Dies zeigt, dass sie bereit sind, sich mit ihrem Problem auseinanderzusetzen.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entwicklung eines Bewusstseins für die eigene Krankheit. Das bedeutet, dass Betroffene verstehen, dass ihre Sucht eine ernsthafte Erkrankung ist, die behandelt werden muss. Die Reduzierung der konsumierten Menge und des risikoreichen Konsums durch Maßnahmen wie „Safer Use“ (z.B. die Verwendung von frischem Besteck, Drugchecks, und das Führen von Gesprächen über Konsumerfahrungen) ist ebenfalls ein Zeichen für Fortschritte.
Es ist ein wichtiger Fortschritt, wenn Klient*innen lernen, den Druck loszulassen, sofort aufhören zu müssen. Zu erkennen, dass Rückfälle Teil des Heilungsprozesses sein können, zeigt eine gesunde und realistische Einstellung zur eigenen Erholung.
Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.