Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie stehen an einem Bahngleis und sehen aus der Ferne einen einzelnen Bahnwaggon unkontrolliert die Schienen entlang donnern. Auf der Strecke etwas weiter bergab befinden sich fünf Gleisbauarbeiter, die vertieft in ihre Arbeit und abgelenkt durch den Baulärm, nichts von der herannahenden Gefahr bemerken. Auf dem Nebengleis befindet sich ein einzelner Arbeiter, der ebenfalls nichts von der herannahenden Gefahr mitbekommt. Sie stehen direkt am Hebel einer Weiche. Mit einem Handgriff können Sie die Weiche umstellen und so das Leben der fünf Menschen retten. Sie opfern dadurch jedoch das Leben eines einzelnen Arbeiters am Nebengleis. Würden Sie die Weiche umstellen?
Dieses Beispiel ist eines der häufigsten Dilemmata aus den Bereichen Ethik und Moral. Man wiegt bei dieser Fragestellung beide Varianten ab, diskutiert mit Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden oder der Familie und versucht die bestmögliche Lösung zu finden.
Für derartige Ethikfragen gibt es unzählige Fallbeispiele. Doch was bedeutet Ethik? Was möchte sie? Wo begegnet sie uns im Alltag? Und was hat Ethik mit der Pflege zu tun?
Ethik ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Tun und Handeln von Menschen gemäß dem Unterschied von Gut und Böse befasst. Man kann Ethik auch als das Nachdenken über wertbasierendes Handeln verstehen, während die Moral die praktische Anwendung der Ethik darstellt.
Täglich treffen wir unzählige Entscheidungen, mal bewusst, mal unbewusst. Viele dieser Entscheidungen haben einen moralischen und ethischen Hintergrund.
Fahre ich mit den Öffis in die Arbeit und schone dadurch Geldbeutel und Umwelt oder nehme ich doch das Auto, weil es für mich bequemer ist? Gebe ich fälschlich erhaltenes Wechselgeld, das ich an der Supermarktkasse zu viel erhalten habe, zurück? Helfe ich jemandem an der Bushaltestelle heruntergefallene Zettel aufzuheben, obwohl ich dadurch meinen Bus verpasse?
Läuft alles nach Plan und ist die Antwort klar, braucht es die Ethik nicht. Sie kommt genau dann ins Spiel, wenn etwas unklar oder unübersichtlich scheint.
Festgelegte ethische Prinzipien helfen neben der medizinisch-pflegerischen Ausbildung dabei, in herausfordernden Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Man kann sie als wichtige Wegweiser und Hilfestellung sehen.
Ethisches Handeln in der Pflege braucht Schulung, aber auch viel Fingerspitzengefühl. Offene Kommunikation und stetiger Austausch innerhalb des Teams helfen bei Unsicherheiten und können Wegweiser sein. Regelmäßige Weiterbildungen zählen ebenso zu unterstützenden Maßnahmen wie Supervisionen, bei denen unter professioneller Führung wichtige Erfahrungen ausgetauscht und weitergegeben werden. Auch gesetzliche Vorgaben bilden Rahmenbedingungen und geben so Richtungen und Bereiche vor, in denen Pflegepersonal handeln darf und soll.
Ethik und Moral stellen wichtige Grundpfeiler der pflegerischen Tätigkeiten dar. Sie sind ständige Begleiter, unterstützen und bieten Orientierung. Sie benötigen Gefühl, Rücksichtnahme und Gespür. Sie sind Ausdruck von Verständnis und Respekt. Sie lassen sich in allen Bereichen des Lebens praktizieren und erlernen, beruflich wie privat und unterstützen, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen.
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