Ein wolkenloser Sommertag, die Sonne strahlt mit voller Kraft vom Himmel. Eine leichte Brise macht die warmen Temperaturen erträglich. Unter dem Kirschbaum im Garten entspannt Frau R. auf ihrem Bankerl. Und lächelt. Neben ihr sitzt Irmgard Oswald, Alltagsbegleitung vom Hilfswerk. Gemeinsam schweigen sie. Und genießen. Sie zählen die vorbeikrabbelnden Ameisen und kennen sie mittlerweile so gut, dass sie ihnen Namen geben könnten. Alltagsbegleitung begleitet. Im Alltag, der nicht immer hektisch von einem Termin zum nächsten jagend sein muss. Alltag, der alles andere als alltäglich sein kann. Alltag, der bewusstes Durchatmen zulässt.
Ein Pflegefall in der Familie ist für alle Beteiligten eine herausfordernde Situation. Neben der emotionalen Belastung kann auch der zeitliche Aufwand zur Herausforderung werden. Will man sichergehen, dass pflegebedürftige Angehörige optimal versorgt sind, entpuppt sich bereits die Grundversorgung als äußerst zeitintensiv. Angefangen von der Essensversorgung über die korrekte Medikamentenverabreichung bis hin zur Körperhygiene und dem regelmäßigen Toilettengang. Pflege braucht Zeit.
Der Wunsch nach sozialen Kontakten liegt in der Natur des Menschen und gehört zu seinen Grundbedürfnissen. Oftmals sind pflegende Angehörige durch das Erfüllen ihrer vielen Rollen bereits so stark überlastet, dass sie nur wenig Zeit aufwenden können, um die sozialen Bedürfnisse der zu Pflegenden stillen zu können. Dabei sind gerade zwischenmenschlicher Austausch und verschiedenste Unternehmungen wichtig, um die psychische und physische Gesundheit zu fördern und älteren Menschen wieder mehr Lebensqualität zu verschaffen. „Es ist wirklich schön zu sehen, wie sie während unserer Begleitung aufblühen. Auch so manchen Herzenswunsch haben wir bereits erfüllt. In solchen Momenten dabei sein zu können, ist für mich pures Glück“, so Irmgard Oswald.
Entscheiden sich pflegende Angehörige dafür, das Angebot einer Alltagsbegleitung in Anspruch zu nehmen, erhalten sie für mindestens vier Stunden Unterstützung in vielfältigen Gebieten. „Einfach da sein“, so beschreibt Irmgard ihren Beruf. Und hält dabei auch den wichtigsten Unterschied zu ihrer vorherigen Tätigkeit fest: „Früher habe ich meine Kundinnen und Kunden in der Früh versorgt, ihnen bei der Körperpflege geholfen, das Frühstück gerichtet und genau zum wichtigsten Zeitpunkt musst du gehen. Da gab es dann oft Tränen und die Bitte, noch ein bisserl zu bleiben.“ In der Alltagsbegleitung bleibt sie nun für mindestens vier Stunden. Anfangs eine für alle Beteiligten ungewohnte Situation, ist das Vertrauen einmal aufgebaut, kullern auch so manche Freudentränen bei den älteren Menschen, die es oft gar nicht glauben können, dass die Alltagsbegleitung so lange nur für sie da ist. „Je nach Tagesverfassung kannst du dir einfach viel mehr Zeit nehmen. Wenn du zwei Stunden im Bad brauchst, ist das auch vollkommen in Ordnung“, meint Alltagsbegleiterin Elisabeth Novak. Anfangs war die lange Dauer der Betreuung auch für sie fremd. „Was mache ich vier Stunden lang?“, hat sie sich vor ihrer ersten Kundin gefragt. Schlussendlich vergeht die Zeit aber an jedem Tag wie im Flug.
Die Tätigkeiten in diesem Beruf sind äußerst vielseitig. Von A wie Arztbesuch bis Z wie Zuhören. Eine Alltagsbegleitung verbringt mehrere Stunden mit älteren Menschen in deren gewohntem Umfeld. Dabei wird gemeinsam gekocht, gespielt, geplaudert und auch so manche Hausarbeit gemeinsam erledigt. Gerade das gemeinsame Tun ist enorm wichtig, da viele ältere Menschen nicht bemuttert, sondern einbezogen werden möchten. „Das gibt ihnen das Gefühl, nicht nutzlos zu sein und wieder mehr Sinn im Leben zu verspüren“, so Elisabeth. Pflegerische Tätigkeiten gehören nicht zu den Aufgaben der Alltagsbegleitung, diese werden von den Teams der Mobilen Dienste erledigt.
Neben der Gestaltung des Alltags werden ältere Menschen in der Alltagsbegleitung auch gezielt gefördert. Gemeinsames Kartenspielen und Kreuzworträtseln helfen bei der kognitiven Aktivierung. Das Schöne an diesem Beruf, es profitieren beide Seiten: „Schnapsen ist mir auch schon beigebracht worden“, freut sich etwa Irmgard. Auch Bewegungsübungen und Spaziergänge zählen zu den häufigsten Beschäftigungen und bereiten viel Vergnügen.
Die Bedürfnisse sind individuell und stark von der Tagesform abhängig. „Ich sehe, wie die Verfassung ist, komme an und hole die Menschen dort ab, wo sie gerade stehen“, erzählt Irmgard über ihre abwechslungsreiche Tätigkeit. Abwechslung ist ein gutes Stichwort, schließlich ist sie einer der Grundvoraussetzungen, um in diesem Job glücklich zu werden. „Selbstständig denken und arbeiten können und den Hausverstand benutzen“ ist für Elisabeth in der Alltagsbegleitung wichtig, um flexibel reagieren zu können.
Als Basis sollte man auf jeden Fall auch „körperlich und psychisch stabil sein und keine Berührungsängste haben“, so Elisabeth weiter. Gerade am Anfang ist ein behutsamer Vertrauensaufbau immens wichtig. Mit Freude an der Tätigkeit und dem ein oder anderen Schmäh gelingt dies beinahe jedes Mal ohne Probleme, wenn man offen und ehrlich auf die Menschen zugeht. „Ältere Menschen würden sofort merken, wenn du ihnen etwas vorspielst. Einfühlsam und authentisch sein ist also Grundvoraussetzung in meiner Tätigkeit“, so Irmgard.
Sollte die Situation eintreten, dass eine Alltagsbegleitung benötigt wird, findet ein Erstgespräch vor Ort statt. Dabei wird gemeinsam mit einer Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson (DGKP) in einem kostenlosen Erstgespräch der genaue Betreuungsbedarf erhoben und ein Betreuungsplan erstellt. Die Betreuung kann für mindestens vier und für maximal zehn Stunden im täglichen Block von frühmorgens bis abends gebucht werden.
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