Ca. 1,5 Millionen Menschen in Österreich sind von chronischen Schmerzen betroffen und mehr als 50 Prozent der Europäer über 75 Jahre leiden täglich unter mäßigen bis starken Schmerzen. Davon äußert ca. ein Drittel Unzufriedenheit mit der bisherigen Schmerztherapie. Eine adäquate, multimodale Schmerztherapie, ein multiprofessionelles Therapiekonzept, die Berücksichtigung des Biopsychosozialen-Modells und ein hohes Fachwissen des Gesundheitspersonals zum Thema Schmerz sind erforderlich, um diesen Prävalenzzahlen entgegensteuern zu können.
Schmerz wird lt. internationaler Gesellschaft zur Erforschung des Schmerzes definiert als unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis in Zusammenhang mit einer aktuellen bzw. potentiellen Gewebeschädigung. Unter chronischem Schmerz wird hingegen ein langanhaltender Schmerz verstanden, welcher auch nach Ausheilung der ursächlichen Gewebeschädigung andauern kann.
Das zentrale Nervensystem kann bei chronischen Schmerzen ein Schmerzgedächtnis entwickeln und reagiert somit sensibel. Vor allem psychische Belastungen, Angst oder Bewegungsmangel wirken sich zusätzlich negativ auf den Schmerz aus. Weitere Psychologische Faktoren, welche das Schmerzerleben beeinflussen sind die Stimmungslage, Angst, Stress, kognitive Prozesse, Einstellungen, Aufmerksamkeitslenkung, Lernprozesse, Bewältigungsstile, Verhaltensgewohnheiten, Problemlösungsdefizite und Konflikte. Psyche, Nervensystem und Abwehrsystem stehen nachweislich in engem Zusammenhang und beeinflussen sich gegenseitig. Ebenso gilt dies für die Psyche und den Schmerz. Wichtig ist es im Umgang mit Schmerz für sich selbst Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Auch die Mobilität und Schmerz stehen in wechselseitiger Beeinflussung. Verdeutlicht wird dies durch den Schmerz-Teufelskreis: Schmerz führt zu Vermeidungsstrategien. Diese führen zu eingeschränkter Mobilität, dies hat wiederum einen eingeschränkten funktionellen Status zur Folge und führt zu verminderter Selbsthilfetätigkeit und zu sozialem Rückzug. Schlussendlich verstärken all diese Faktoren wiederum den Schmerz.
Die häufigste Ursache für chronische Schmerzen bei Personen unter 55 Jahren sind Rückenschmerzen, bei Personen über 55 Jahren Arthrose. Insbesondere ältere Schmerzpatient*innen sollten ein konsequentes körperliches Training zur Verbesserung der Beweglichkeit, der Kraft und Ausdauer vollziehen, um dem Teufelskreis entgegenzuwirken.
Je höher das Alter, desto höher steigt auch die Wahrscheinlichkeit Schmerzen zu erleiden Das Schmerzempfinden älterer Menschen ist ebenso stark, wie das jüngerer Menschen. Es verändert sich jedoch die Schmerzbewertung. Ältere Menschen sind häufig auch von Multimorbidität, und folglich auch von Polymedikation betroffen. Liegen mehrere behandlungsbedürftige Erkrankungen vor, werden dementsprechend auch mehr Arzneimittel verordnet. Dies hat wiederum zur Folge, dass bei Polymedikation viele Wechselwirkungen, unter anderem mit Schmerzmitteln, auftreten können.
Ein weiteres Problem älterer Menschen ist Schmerz bei Demenz. Studien haben nachgewiesen, dass demente Personen weniger Analgetika erhalten, als Personen ohne dementieller Erkrankung. Gerade bei kognitiver Beeinträchtigung sollte das multiprofessionelle Team besondere Rücksicht auf die Schmerzwahrnehmung, den Schmerzausdruck, die physiologische Schmerzantwort auf Schmerzreiz, die Schmerzmittelwirksamkeit und die Validität des Schmerzassessments nehmen.
Die Therapiemöglichkeiten von Schmerzen sind sehr vielfältig: Medikamente, invasive Therapieverfahren, Bewegungstherapien, Psychotherapeutische Therapien, physikalische Therapien, Komplementäre Verfahren, Akupunktur, Nervenstimulation, etc. Eine Schmerztherapie wird jedoch insbesondere dann erfolgreich sein, wenn ein multiprofessionelles Handeln sichergestellt ist, Akzeptanz und Geduld der betroffenen Person vorhanden ist, eine Kontinuität in den Übungen und bei der Umsetzung der Therapieempfehlung gegeben ist und realistische bzw. erreichbare Ziele gesetzt werden. Isolierte Therapieansätze reichen in den meisten Fällen bei chronischen Schmerzen nicht aus. Es ist erforderlich ein multimodales Therapiekonzept einzusetzen und den Schmerz als Mehrdimensionalität wahrzunehmen. Die beste Schmerztherapie ist jedoch die Verhinderung eines chronischen Verlaufs.
Die Pflege nimmt in der Scherztherapie und -beratung eine Schlüsselrolle ein. Medikamentenmanagement, Kommunikation in Bezug auf den Schmerz, Patient*innen- und Angehörigenedukation, Schmerzbeobachtung und -dokumentation sind nur einige Aufgaben der Pflege in Zusammenhang mit Schmerzpatient*innen. Wichtig in der professionellen Pflege ist die regelmäßige Evaluation des Schmerzes und die Berücksichtigung des Biopsychosozialen Modells (körperliche, seelische, geistige und soziale Ebene). Auch die Biografie eines Menschen ist ein wesentlicher Teil des Verständnisses für Krankheit und Schmerz. Werden all diese Faktoren bedacht, kann ein*e Schmerzpatient*in im multiprofessionellen Team adäquat versorgt werden.
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