Heute verstehen wir unter Plan ein symbolisches Modell, das ein zukünftiges reales System in vereinfachter Form abbildet. Wir versuchen mit einem Plan ein System zu schaffen, von dem wir ausgehen, dass es sich entsprechend unserer Vorstellungswelt gestalten wird. Damit erreichen wir Sicherheit auf dem „Kampfplatz“ (ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Plan“) unserer Existenz.
Wenn ich einen Plan habe, bedeutet dies auch, dass ich die Kontrolle habe, denn etwas Geplantes kann ich kontrollieren. Kontrolle scheint immer mehr auch zu einem Grundbedürfnis unserer Gesellschaft zu werden. Je vielfältiger unsere Möglichkeiten sind und je vielschichtiger die daraus resultierenden Lösungsanforderungen werden, desto stärker wird unser Hang zur Kontrolle, um die Komplexität mit einem Plan zu beherrschen. Täglich begleiten uns Vorgaben, jene von außen und jene von innen, denen wir unsere Handlungen und uns selbst unterwerfen. Zusätzlich sind wir beschenkt mit den unendlichen Möglichkeiten der uns zugänglichen Konsumgüter, sind konfrontiert mit, bis ins Detail strukturierten Handlungsabläufen, die das Eingehen auf alle vorstellbaren Eventualitäten erst ermöglichen. Uns begegnen alle Diversitäten der modernen Gesellschaft und wir werden beglückt mit allen kommunizierten und damit verfügbaren Anschauungen der Welt, die sich wiederum sehr schnell von einer Anschauung zu einer Vorgabe wandeln können. Inmitten all dessen suchen wir Sicherheit, Planbarkeit und Orientierung. Auf gefestigte Lebensbilder und Lebensmodelle können wir dabei immer weniger zurückgreifen. Zu divers und damit auch zu wenig verlässlich und anerkannt wurden diese in der jüngeren Vergangenheit. Konfrontiert mit unserem fehlenden inneren Halt, suchen wir den äußeren – den Plan, die Vorgabe, den definierten Ablauf, die Nachvollziehbarkeit, die Kontrolle – der jene Sicherheit verspricht, die wir unseren eigenen inneren Entscheidungen nicht mehr zutrauen. Wir geben damit das Vertrauen in uns selbst immer mehr aus der Hand und lassen uns in diesem Verhalten Stück für Stück unserer Entscheidungskompetenz berauben.
Planen bedeutet gleichzeitig, Verantwortung zu definieren.
Wir gestehen diese Kompetenz dem Plan zu, wir glauben an den Plan, den Prozess, die definierten Abläufe. Planen bedeutet gleichzeitig Verantwortung zu definieren: Verantwortung, die nach Möglichkeit nicht mehr bei uns selbst liegt. Wer Verantwortung übernimmt und dabei Handlungen setzt, läuft dabei auch Gefahr, Vorgaben zu übersehen oder gegen den verfassten Plan verstoßen zu müssen. Denn erst im Handeln erkennen wir, dass wir die von uns sorgsam geplante Zukunft niemals vollständig in ihrer realen Komplexität erfassen werden können. Handeln und Tun bedeutet tätig zu werden, tätig zu sein, bedeutet jedoch auch „Täter“ zu sein. Täter ist heute leider oft jemand, der gegen komplexe Regeln, vielfältige Vorgaben und differenzierte Abläufe verstoßen hat, um Lösungen zu ermöglichen und auf neuen Wegen Ziele zu erreichen. Indem er vom Plan abweicht, begeht er einen Regelverstoß gegen die kollektive Planung, der im Rahmen einer Evaluierung zu entdecken und als Verstoß zu identifizieren und zu ahnden ist. So ist es uns doch lieber einen Plan zur Hand zu nehmen, Experten um Rat zu befragen und Fachmeinungen einzuholen.
Wir haben früh gelernt, die Welt als komplex zu definieren und dass Dinge nicht so einfach sein dürfen, wie wir sie empfinden. Dass unser Empfinden nichts ist, dem wir vertrauen können oder dürfen. So haben wir gelernt, zu delegieren und Verantwortung abzugeben. Mit dem Loslassen der Verantwortung akzeptieren wir auch ein Loslassen von der eigenen Handlungskompetenz. Wir sind die Verantwortung los und erhalten eine Verantwortungs–losigkeit als Gegenleistung dafür, nicht mehr Gefahr zu laufen, Fehler zu machen oder Vorgaben nicht mehr einzuhalten; nicht mehr Gefahr zu laufen, der Norm nicht zu entsprechen. So lullt uns das geplante Kollektiv in eine vermeintliche Sicherheit ein, welche uns suggeriert, dem Leben nicht alleine begegnen zu müssen, wenn wir nur auf alle Facetten und Farben des Lebens verzichten, welche sich nicht in einem Plan darstellen lassen.
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