Wir haben mit einer gesprochen, die es wissen muss: Manuela Pregun arbeitet seit 36 Jahren in der Kinderbetreuung und betreut als Springerin im Hilfswerk Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren.
Liebe Manuela, eine wichtige Frage gleich zu Beginn: Hilft Humor in der Entwicklung von Kindern?
Ja. In so vieler Hinsicht. Lachen ist ein Werkzeug, um Sorgen zu verkleinern. Gerade Kindern hilft es auch beim Lernen – wenn man nicht alles zu strikt sieht und Spaß an der Sache hat, merkt man sich Dinge leichter. Es lösen sich Blockaden im Kopf, man denkt freier und kann mehr aufnehmen.
Kann man Kindern Humor beibringen?
Man kann ihn vorleben. Ich denke, dass sich der Humor, der in der Familie gelebt wird, auf die Kinder überträgt. In meiner jahrzehntelangen Berufserfahrung habe ich gemerkt, dass Humor individuell ist, das wirkt sich auch auf die Kinder aus: Nicht alle finden alles „lustig“ und das hängt sicher oft davon ab, worüber zu Hause gelacht wird. Kinder lernen auch voneinander, das merke ich gerade bei Rollenspielen: Am Anfang schauen sie vielleicht nur neugierig zu, wenn ein anderes Kind herzhaft lacht. Doch je öfter sie es beobachten, desto eher lassen sie sich mitreißen. Als Pädagogin kann ich das positiv beeinflussen, indem ich mitlache und so die kindliche Freude bestärke. Natürlich sollte man dabei unterscheiden, warum gelacht wird: Wenn es eine negative Richtung einschlägt, wenn andere ausgelacht werden, muss darüber geredet werden. Ein Verbot auszusprechen wäre aber nicht sinnvoll.
Du sagst also, man sollte auf Austausch und Kommunikation setzen, anstatt das Lachen zu verbieten. Trotzdem hört man auch heute noch Aussagen wie „Mit dem Schulstart beginnt der Ernst des Lebens“. Gewöhnen wir Kindern damit nicht das Lachen ab?
Absolut. Dieser Satz erzeugt künstlich unangenehme Gefühle. Selbst wenn Kinder noch nicht wirklich wissen, was „Ernst“ bedeutet – durch die Art und Weise wie wir es sagen, spüren sie, dass es etwas Negatives ist und behalten dieses Empfinden möglicherweise bei. Dass nicht dauerhaft gegrinst werden kann ist schon klar, aber Fröhlichkeit zu unterdrücken ist der falsche Weg. Und auch die Schule darf lustig sein!
Durch Lachen lösen sich Blockaden im Kopf. Man denkt freier und kann mehr aufnehmen.
Wie schafft man diesen Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor?
Humor ist für mich eine Art der Kommunikation, manchmal ersetzt er das Sprechen. Dasselbe geht auch umgekehrt: Wenn ich mit Kindern rede und ihnen ohne Werturteil erkläre, wann und warum es unangebracht ist zu lachen, kann ich viel bewegen. Noch wichtiger ist, was in der Familie vorgelebt wird, etwa wann und worüber gelacht wird. Auf diesem "Vorleben" basiert meiner Meinung nach die Erziehung.
Du betreust Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren. Inwiefern ändert sich der Humor in diesen Altersgruppen?
Ganz spannend: Man sieht am Humor der Kinder, welche Entwicklung sie gerade durchmachen. Bei den Jüngeren etwa, basiert vieles auf der Nachahmung. Sie orientieren sich an anderen und machen einfach mit wenn sie sehen, dass gelacht wird. Im Alter von 3 bis 5 erkennen Kinder schon selbst, ob sie eine Situation lustig finden. Sie lachen über „Hoppalas“ und fangen langsam an, Verbotenes interessant und witzig zu finden. Ältere Kinder, die ich in der Ganztagesschule betreue, sind dann teilweise schon ironisch. Manchmal reagieren sie überspitzt und stellen sich somit selbst in den Mittelpunkt. Sie wissen, dass sie dadurch Aufmerksamkeit bekommen.
Kinder lachen täglich ca. 400-mal, Erwachsene nur um die 15-mal. Wie erklärst du dir das?
Kinder leben mehr im Moment. Sie sind unbekümmert und denken über vieles nicht so im Detail nach wie wir Erwachsenen. Sie haben mehr Vertrauen in das Leben.
Können wir in dieser Hinsicht wieder von Kindern lernen?
Ja, genau diese Unbeschwertheit können wir uns von ihnen abschauen. In Gesellschaft gelingt das ja oft, mit Freunden wird viel mehr gelacht. Das könnte man auf alle Bereiche des Lebens ausweiten, wir sollten jede Chance nützen, um zu lachen. Wir als Erwachsene sind in unseren Denkmustern oft durch Vorerfahrungen und momentane Bedürfnisse beeinflusst. Kinder hingegen sind offen, unbedarft, die denken nicht nach, was andere von ihnen halten. Die lachen einfach.
Kinder denken nicht nach, was andere von ihnen halten. Die lachen einfach.
Wie lebst du das? Bist du ein humorvoller Mensch?
Ja. Humor hat für mich viel mit Gelassenheit zu tun und diese habe ich im Lauf meines Lebens gelernt. Früher war es für mich schwer, die Kontrolle abzugeben. Jetzt fällt es mir leichter, negative Gefühle in einem anderen Licht zu sehen. Wenn ich darüber lachen kann, ist es nicht mehr so schlimm.
Aber alles kann man nicht einfach weglachen?
Natürlich nicht, aber oft hilft Humor. Und in manchen Situationen kann der für mich ruhig schwarz sein. Gerade wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer und dann schafft noch eine Prise Witz darüber zu streuen – dann gewinnt man wieder mehr Leichtigkeit.
Ein sehr guter Rat. Hast du noch weitere Ratschläge, die uns helfen, das Leben leichter zu nehmen?
Ich denke da an Birkenbihl (Anm.: Vera Birkenbihl war eine deutsche Managementtrainerin und Sachbuchautorin) und ihre Methode für mehr Fröhlichkeit: Den Mund so weit wie möglich zu einem Lächeln auseinanderziehen und für ein paar Sekunden halten. Das Gehirn merkt nur das Gefühl des Lächelns, auch wenn einem vielleicht gar nicht danach zumute ist. Ich wende das oft an und täusche mich damit bewusst selbst. Und es funktioniert!
Werden wir gleich ausprobieren. Danke für die Tipps und dass du dir für unser Interview Zeit genommen hast!
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