102 Jahre. Wer so ein hohes Alter erreicht, freundliche Menschen um sich hat und ohne Schmerzen im eigenen Zuhause leben darf, kann sich wirklich glücklich schätzen. Wie Frau Hake aus Turnau. Im Gespräch mit ihr, ihrer Tochter Hedda Mernig und DGKP Cornelia Eder finden wir die Geheimnisse des Lebens heraus: Wie man so alt wird, was das Wichtigste im Leben ist und warum es besser ist, manche Dinge auszublenden.
Schon beim ersten Schritt in das kleine Haus mitten in Turnau, fühlt man sich wohl. Ein herzlicher Empfang von Frau Mernig trägt dazu wesentlich bei. In der Stube ist es wohlig warm, durch die große Fensterfront sieht man die umliegende Bergwelt, im Vogelhäuschen davor knabbert ein Specht an ein paar Körnchen. Ein wunderbar idyllisches Bild, ein wunderschönes Zuhause. Und Frau Hake ist froh, dass sie hier lebt, gemeinsam mit ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn und einem Mops namens Emma.
Seit einigen Jahren ist das kleine Dorf im Aflenzer Becken ihr Zuhause. Davor war es Wien, erst als ihr Partner in Pension ging wurde das Ferienhaus in Turnau zur Hauptheimat. Die beiden haben viel gesehen, hatten ein gutes Leben, Ansehen in der Gesellschaft – etwas, was zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war, wie uns Frau Hake berichtet. Und auch für das Leben, das sie heute führt, ist sie dankbar. „Dass wir hier so leben können ist nur durch das Hilfswerk möglich.“ sagt Frau Mernig, die Tochter der 102-Jährigen. Durch die täglichen Besuche der Mobilen Dienste ist sie als pflegende Angehörige freier. Die körperliche Pflege wird von den Mitarbeiter*innen des Stützpunktes in Aflenz übernommen, ansonsten ist Frau Hake weitgehend selbstständig: Umziehen, Toilettenbesuche und auch Zubettgehen geht alleine – jedoch nicht so früh, wie man es von älteren Menschen gewohnt ist. Bis halb 11 Uhr ist sie meistens munter, wenn der erste Hilfswerk-Besuch um 8 Uhr kommt, steht sie auf. So nimmt sie für sich noch richtig viel vom Tag mit.
Frau Mernig kümmert sich liebevoll um ihre Mutter. Eines war ihr immer klar: Solange es möglich ist, bleibt ihre Mutter zuhause. Die Bedenken der Tochter waren groß, dass sie irgendwann selbst nicht mehr fähig ist, Pflege zu leisten. Denn im Gegensatz zu Frau Hake zwickt’s bei der 80-Jährigen schon ab und zu, manchmal beneidet sie ihre Mutter um die Schmerzfreiheit. Doch Sorgen sind derzeit unangebracht. Denn auch während sie selbst krankheitsbedingt nicht zuhause war, fand sich eine Lösung durch die flexible Betreuung der Mobilen Dienste - die während dieser Zeit um einen abendlichen Besuch erweitert wurde. Zwischendurch wurde durch einen Sturz der Mutter auch mehr Pflege benötigt, ihr Zustand hat sich aber mittlerweile wieder gebessert. Ja, auch im hohen Alter ist Besserung möglich. Frau Hake ist motiviert, selbstständig zu bleiben.
„Dass wir hier so leben können ist nur durch das Hilfswerk möglich.“
Ob es ein Geheimnis gibt, wie man so gesund altert?
Vielleicht ist es der wichtige Begleiter, welcher schon ein Leben lang da war: Der Hund. „Da musst du raus, ob du willst oder nicht“, sagt Frau Hake. Das Spazierengehen hält fit, zusätzlich hilft ein starker Wille und Freude am Leben.
Wofür bewundert Frau Mernig Ihre Mutter?
„Sie hat es nicht gern, wenn ich das sage, aber ich bin ein uneheliches Kind. Das war damals in der Kriegszeit nicht leicht, aber sie hat es gemeistert. Damals gab es keine Hilfen, sie musste arbeiten, das war sicher eine harte Zeit. Aber sie hat die Gabe, alles Unangenehme zu verdrängen. So weit, dass sie sich gar nicht erinnern kann.“ „Aso? Das weiß ich gar nicht!“, wirft Frau Hake ein. Im Gespräch mit ihr merkt man, sie fokussiert sich gerne auf das Positive, das Schöne im Alltag. Und das gibt es ihrer Meinung nach zu genüge: „Ich war eigentlich immer zufrieden.“
Mit 102 Jahren noch wohlauf zu sein, ist selten.
Das weiß Conny Eder, DGKP am Stützpunkt in Aflenz und eine der Hilfswerk-Mitarbeiter*innen, die Frau Hake häufig betreut. Ihrer Erfahrung nach sind pflegebedürftige Personen heutzutage selbstständiger als früher. Die meisten möchten solange wie möglich zuhause bleiben und die Aussicht darauf, spornt sie an, sich um sich selbst zu kümmern. Am Land hat man den zusätzlichen Vorteil, dass das soziale Netzwerk dichter ist. Mal schaut ein Nachbar vorbei, mal bringen Bekannte den Einkauf. Dieses „Zusammenhelfen“ macht es für viele erst möglich, eigenständig zu leben.
Eines spürt man immer, wenn man Hilfe leistet: Dankbarkeit.
Conny hat das oft schon wahr-genommen. Nicht zuletzt deshalb erfüllt sie die Arbeit in der Hauskrankenpflege, im Vergleich zu ihren früheren Tätigkeiten bei Ärzten oder im stationären Dienst, am meisten. Die Zeit, die man für die Betreuung von Kund*innen in den eigenen vier Wänden hat, zählt auch dazu. Conny weiß das zu schätzen.
Apropos Selbstständigkeit:
Die Mitarbeiter*innen der Mobilen Dienste fördern diese nicht nur bei den Kund*innen, sie leben sie auch selbst in der Ausübung ihrer Tätigkeit. In der Hauskrankenpflege ist man alleine bei den Kund*innen vor Ort, daher ist es umso wichtiger, sich auf die eigenen Kompetenzen zu verlassen und diese zu stärken. „Das lernt man. Und wir profitieren viel voneinander im Team, wir sprechen uns ab und tauschen Erfahrungen aus.“
Was zählt denn wirklich im Leben, gerade im Alter?
Bei einem sind sich Conny, Frau Mernig und Frau Hake einig: Ein Leben in Selbstständigkeit ist viel wert. Was ist für die drei aber wirklich das Wichtigste?
„Dass alles so läuft, wie es jetzt läuft. Wenn es so bleibt bin ich zufrieden.“, sagt Frau Mernig.
„Die Gesundheit von mir und meiner Familie. Zeit für mich zu haben. Ein sicherer Arbeitsplatz. Und, dass meine Kinder das auch in ihrer Zukunft haben.“, meint Hilfswerk-DGKP Conny.
Und was sagt Frau Hake, diejenige mit der meisten Lebenserfahrung dazu?
„Dass alles so bleibt wie es ist.“ Punkt. Möglicherweise ist genau diese bescheidene Zufriedenheit der Schlüssel zu einem langen Leben.
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