Mario Reiter ist Bewohner des Wohnhauses der Simultania Liechtenstein in Judenburg und besucht die dazugehörige Tagesstätte. Im Gespräch erzählt er, wie die Abläufe aus Bewohnersicht sind. Der humorvolle und gesprächige 42-Jährige regt auch dazu an, nachzudenken, was wirklich „normales“ Verhalten ist.
Wie bist du zum Wohnhaus und der Tagesstätte Simultania gekommen?
Ich war einmal bei einer Informationsveranstaltung vom Plo (Anm. Helmut Ploschnitznigg ist einer der Simultania Gründer), dort habe ich mir angehört, was die Simultania ist und werden soll und habe mich angesprochen gefühlt.
Wie findest du die Simultania?
Es gefällt mir sehr, besonders mag ich, dass ich immer selbstständiger werde. Ich habe auch einen E-Rollstuhl, diesen kann ich selber in meiner Wohnung aufladen und damit bin ich unabhängig. In 2 bis 3 Stunden ist er aufgeladen und ich bin unterwegs.
Wenn du unterwegs bist, hast du das Gefühl, dass andere Menschen sich dir gegenüber anders verhalten?
Ich habe das Gefühl, wenn andere auf einen Menschen mit Behinderung treffen, dass sie sich dann ein bisschen merkwürdig verhalten. Sie fragen mich, ob ich Hilfe brauche und gehen eher mitleidig mit mir um, als wäre ich ein ganz Armer. Aber das bin ich definitiv nicht.
Wie sollten sich die Menschen im besten Fall verhalten?
Einfach ganz normal. Wie man auch jeden anderen Menschen behandelt, der gehen kann.
Du bist in der Tagesstätte mit Aufgaben bzw. mit Arbeit betreut, wie schauen diese aus?
Momentan lerne ich gerade Englisch, weil ich vorhabe mit meinen Geschwistern nach Amerika zu fliegen. Ich lese gerne und bin verantwortlich für die Erstellung des Speiseplans der Tagesstätte. Außerdem bin ich technikinteressiert, höre gerne Musik und es macht mir Spaß am Computer zu arbeiten.
Ich habe das Gefühl, wenn andere auf einen Menschen mit Behinderung treffen, dass sie sich dann ein bisschen merkwürdig verhalten.
Gibt es etwas, dass du gelernt hast, worauf du besonders stolz bist?
Ja, das habe ich der Unterstützung meines Bezugsbetreuers zu verdanken. Mit ihm gemeinsam habe ich eine Möglichkeit gefunden, alleine ins und aus dem Bett zu kommen. Das war ein langer und anstrengender Weg, heute bin ich froh, dass ich ihn durchgehalten habe Davor habe ich Hilfe benötigt, um ins Bett zu gelangen. Ich musste immer dann, wenn die Betreuer schlafen gegangen sind, auch schlafen gehen, dabei war ich meistens gar nicht müde. Das hat mich sehr gestört. Jetzt gehe ich schlafen, wann ich möchte.
Was ist das Beste an der Simultania?
Dass ich selbstständig leben kann und die Menschen, die hier sind. Ich bin auch froh, dass man mich so halbwegs leben lässt, wie ich das möchte, ohne mich ständig mit der Angst zu konfrontieren, dass mir ja etwas passieren könnte. Man schenkt mir Vertrauen. Und sollte doch einmal etwas sein, habe ich, wie jeder andere auch, ein Handy dabei.
Wie ist das mit den anderen Bewohner*innen so?
Wir kommen alle miteinander zurecht, man muss sich nicht mit jedem verstehen, ein paar Freunde reichen. Ich bin auch eher ein Typ, der lange nichts sagt und dann kommt alles auf einmal, doch wenn ich keine Lust habe zu diskutieren, mache ich die Tür einfach hinter mir zu.
Fehlt dir etwas? Vermisst du etwas?
Nein, es fällt mir nichts ein. Ich habe meine eigenen vier Wände, ich habe meine Ruhe, wenn ich sie brauche und kann unterwegs sein, wenn ich es möchte. Mir geht es gut.
Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.