Angesicht der derzeitigen Auslastung der Betten in Seniorenpflegeheimen muss man provokant die Frage stellen: Ist ein leeres Bett mehr wert als ein volles? Derzeit gibt es in Salzburg 5.149 Betten in Seniorenheimen, davon sind 4.457 verfügbar. Mehr als 10 Prozent nämlich 531 stehen leer, zusätzlich sind 161 Betten wegen Bautätigkeiten nicht verfügbar. „Das hat unterschiedliche Gründe, einer davon ist aber sicher die Finanzierbarkeit. Eigentlich brauchen wir pro pflegebedürftigen Bewohner und Tag 10 Euro mehr, um die Seniorenpflegeheime kostendeckend zu betreiben“, so Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Hilfswerk Salzburg.
Das Hilfswerk Salzburg betreibt im Bundesland derzeit 9 Seniorenpflegeheime im Auftrag der jeweiligen Gemeinde (Träger). Auch wenn in diesen Seniorenpflegeheimen alle Betten belegt sind, weiß man im Hilfswerk um die Problematik: „Jahrelang war es gelebte Praxis, dass das Land die Fördersätze an neue gesetzliche Rahmenbedingungen angepasst hat, insbesondere bei Änderungen die Vorteile für die Pflegekräfte beinhaltet haben. Das ist in der jüngsten Vergangenheit nicht passiert“, so Hagleitner. So wurde unter anderem eine Entlastungswoche für das Pflegepersonal eingeführt, ohne dies in den Fördersätzen zu berücksichtigen. Auch die beschlossenen Maßnahmen der Pflegeplattform II wurden nicht vollumfänglich finanziert.
Menschen werden älter und pflegebedürftiger
In den vergangenen 15 Jahren (Quelle: Sozialbericht des Landes Salzburg) ist klar ersichtlich, dass die Bevölkerung in Salzburg nicht nur älter wird, sondern damit verbunden auch mehr Pflege benötigt. So nehmen die Pflegestufen 1 und 2 in der stationären Langzeitpflege ab und Pflegestufen von 3 und höher deutlich zu. Analog das Alter: Waren im Jahr 2009 noch 975 Menschen über 90 Jahre alt sind dies im Jahr 2023 bereits 1.389 im Bundesland Salzburg. „Grundsätzlich ist es sehr schön, dass wir immer älter werden, aber damit verbunden sind natürlich Herausforderungen an Familien, Gesellschaft und das Pflegesystem“, so Christian Struber, Präsident des Hilfswerk Salzburg. Rund 80 Prozent der Menschen in der Langzeitpflege sind nicht in einem Seniorenpflegeheim, sondern werden zuhause gepflegt und betreut: Oft in der Familie mit Unterstützung von mobilen Pflegedienstleistungen. Wenn sich in diesen Systemen etwas ändert, weil jemand ausfällt oder die Pflege schlicht zu viel wird, dann benötigt man einen Platz in einem Seniorenpflegeheim. „Und leider ist dieser Platz derzeit nicht gesichert. Wir müssen es schaffen, diesen Leerstand aufgrund von Finanzierungsproblemen so klein als möglich zu halten“, so Struber und betont, dass sich das Hilfswerk Salzburg als Sprachrohr für die Interessen der Pflegenden Angehörigen sieht.
Personal kommt nach: gute Arbeitsbedingungen
Beim Betreiben der Seniorenpflegeheime setzt das Hilfswerk Salzburg auf einen qualitativ hochwertigen Mix aus diplomierten Krankenpfleger*innen, Pflegefachassistent*innen, Pflegeassistent*innen und ausgebildeten Heimhilfen. Die vom Land Salzburg neu geschaffene Ausbildungsmöglichkeiten sind sehr begrüßenswert, das Hilfswerk beteiligt sich dabei intensiv mit seinem Bildungszentrum um rasch Heimhilfen aber auch Praxisanleiter auszubilden.
Wichtig aus Sicht des Hilfswerk Salzburg ist es, alle Pflegekräfte auch in der Pflege zu halten: „Wir haben sehr gut ausgebildetes Personal. Die Bezahlung hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert und die Menschen arbeiten sehr gerne bei uns bzw. generell in Pflegeberufen. Das sind schöne Berufe, die auch sehr sinnstiftend erlebt werden. Wichtig ist aber, dass wir auch die Rahmenbedingungen ständig hinterfragen und anpassen“, so Hagleitner weiter. Ausreichend Kolleg*innen, gute Dienstformen und Dienstplanstabilität, die spontanes Einspringen vermeidet sind unbedingt erforderlich, können aufgrund der Finanzierungsmängel aber derzeit nicht geboten werden.
Auch die baulichen Rahmenbedingungen spielen eine große Rolle. Haustechnik, die dem Klimawandel gerecht wird und die Räume nicht nur wärmt sondern auch kühlt, IT-Technologie und Software die Arbeitsprozesse optimiert und eine Innenraumgestaltung die ein Wohlfühlen optimal unterstützt sind wichtiger denn je.
Dafür werden die Träger der Seniorenpflegeheime einen Landes-Investitionsfonds benötigen, der rasch und unbürokratisch Finanzierungen für diese Baumaßnahmen zur Verfügung stellt.
Christian Struber: „Um das Problem mit den Arbeitsbedingungen bzw. den Arbeitsplätzen für unser Pflegepersonal zu verringern, ist es wichtig, die Gebäude und Infrastruktur jetzt auf den neuesten Stand zu bringen. Die Bewohner*innen unserer Häuser haben sich verdient, die beste Pflege in den besten Häusern zu erhalten. Dafür sollten wir sofort sorgen!“