Sich selbständig in der Früh aus dem Bett erheben, rasch zur Tür laufen, wenn es klingelt, einen Spaziergang machen – für einen gesunden Menschen ist Bewegung so selbstverständlich, dass man gar nicht darüber nachdenkt. Ältere und kranke Menschen sind dagegen oft in ihrer Mobilität eingeschränkt. Für sie bedeuten selbst einfachste Bewegungen oft eine enorme Anstrengung. Warum ist das so?
Im Laufe der Jahre verändert sich der Körper. Die Muskeln werden schwächer, die Knochen verlieren an Dichte und die Gelenke werden steifer. Doch das bedeutet nicht, dass Bewegung im Alter unmöglich oder gar schädlich ist. Ganz im Gegenteil: Regelmäßige Bewegung kann diesen Prozess verlangsamen und sie kann die Mobilität fördern, um möglichst lange ein selbstständiges Leben zu führen. „Die Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege ist eines der wichtigsten Ziele im Umgang mit älteren Menschen“, erläutert Sabine Maunz, Pflegeexpertin im Hilfswerk Österreich.
Durch gezieltes Training können ältere Menschen ihre Muskeln stärken, die Balance verbessern und so Stürzen vorbeugen – eine der häufigsten Ursachen für Verletzungen im Alter. Zudem wirkt sich Bewegung positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, senkt den Blutdruck und kann das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Diabetes oder Osteoporose reduzieren. Aber körperliche Aktivität ist nicht nur ein wichtiger Baustein zum gesunden Altern für unseren Körper, sondern auch für unser Gehirn. So zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, seltener an Demenzerkrankungen wie z.B. Alzheimer erkranken. Auch bei Personen, die bereits erkrankt sind, können sportliche Aktivitäten die Gedächtnisleistungen stärken.
Bewegung im Alter kann vielfältig sein und muss nicht zwangsläufig das Training im Fitnessstudio bedeuten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die auf die individuellen Bedürfnisse und körperlichen Voraussetzungen älterer Menschen zugeschnitten sind. Dazu gehören beispielsweise Spaziergänge im Freien, sanfte Gymnastikübungen, Sesselgymnastik, (Sessel-)Yoga, Wassergymnastik oder auch Tanzen. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Bewegung Freude bereitet und keine Überforderung darstellt. Selbst kurze Einheiten von nur 10 bis 15 Minuten können bereits spürbare positive Effekte haben und lassen sich zudem gut in den Alltag integrieren.
Gerade wenn ältere Menschen aufgrund von Pflegebedürftigkeit oder Bettlägerigkeit eingeschränkt sind, ist Bewegung nach wie vor sehr wichtig – wenn auch in angepasster Form. Damit kann das Risiko von Begleiterkrankungen wie Lungenentzündung, Thrombose oder Gelenkversteifung minimiert werden. Pflegeeinrichtungen bieten oft spezielle Programme zur Mobilisierung und Bewegung an. Pflegeexpertin Sabine Maunz rät: „Bereits einfache Maßnahmen wie regelmäßiges Umlagern im Bett, sanfte Mobilisationsübungen oder das Aufrechterhalten von Beweglichkeit durch passive Bewegungen können dazu beitragen, dass sich Bettlägerigkeit nicht negativ auf die körperliche Verfassung auswirkt.“
In der Pflege älterer Menschen sollte Bewegung einen zentralen Stellenwert einnehmen. Neben der rein körperlichen Ebene spielt Bewegung auch hier eine wichtige Rolle für das psychische Wohlbefinden. Sie fördert die soziale Teilhabe, stärkt das Selbstbewusstsein und kann das Gefühl von Isolation und Einsamkeit verringern. Pflegekräfte sollten daher darauf achten, Bewegung in den Pflegealltag zu integrieren und individuelle Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme am Leben zu schaffen.
„Jede Bewegung zählt“ sollte das Motto sein – bleiben Sie dran und versuchen Sie, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, beweglich zu bleiben.
„Neben der rein körperlichen Ebene spielt Bewegung auch eine wichtige Rolle für das psychische Wohlbefinden. Sie fördert die soziale Teilhabe, stärkt das Selbstbewusstsein und kann das Gefühl von Isolation und Einsamkeit verringern.“
Expertinnentipp von Sabine Maunz, Klinische und Gesundheitspsychologin, Fachbereichsleitung Pflege und Betreuung, Hilfswerk Österreich
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