Wir geben es nicht gerne zu, aber: Ab der Mitte unseres Lebens büßen unser Körper und unser Geist an Kraft und Leistung ein. Die Muskelkraft lässt nach, die Sehleistung verschlechtert sich, die Leistungsfähigkeit des Gehirns baut ab. Manche Menschen haben mit zunehmendem Alter auch das Gefühl, dass sich ihre Wahrnehmung und ihr Verhältnis zum Umfeld verändert. In unbekannter Umgebung oder in unvertrauten Situationen fühlen sie sich viel schneller unsicher. Einigen fällt möglicherweise auf, dass sie sich Alltägliches nicht mehr so gut merken können.
Handelt es sich dabei um die altersübliche Vergesslichkeit oder steckt mehr dahinter? Besteht Anlass zur Sorge? Nicht unbedingt. Aber es ist ratsam, Veränderungen, die Sie an sich selbst oder an anderen wahrnehmen, im Auge zu behalten. Oft genug ist es die Partnerin oder der Partner, der/dem zuallererst etwas auffällt. Ebenso ratsam ist es, sich mit anderen auszutauschen – selbst wenn der erste Schritt Überwindung kostet. Nicht alles können wir selbst richtig einschätzen, oft brauchen wir auch den Blick von außen.
Sprechen Sie mit Freunden und Angehörigen, wenn Sie an sich oder jemand anderem eine Veränderung bemerken.
In den folgenden Beispielen finden Sie typische altersbedingte Veränderungen, die man an sich oder anderen feststellen kann. Unter „Seien Sie achtsam bei“ zeigen wir Ihnen, welche Verhaltensweisen über das Alterstypische hinausgehen und worauf diese Veränderungen im Verhalten und in der Wahrnehmung hinweisen können.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Sie vergessen gelegentlich Namen, Termine oder Geburtstage, können sich aber später wieder daran erinnern.
Seien Sie achtsam bei Vergesslichkeit, die das tägliche Leben beeinträchtigt
Martin F. vergisst immer öfter, was ihm seine Frau erst kurz zuvor gesagt hat. Wann und wo er seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, ist ihm gänzlich entfallen. Ständig wiederholt er Fragen. Seine Frau schreibt für ihn Notizen als Gedächtnisstützen, trotzdem benötigt er ihre Hilfe bei Tätigkeiten, die er bisher eigenständig durchgeführt hat.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Ab und an unterläuft Ihnen beim Ausfüllen eines Zahlscheins oder Formulars ein Fehler.
Seien Sie achtsam bei Überforderung in der Planung und Lösung von Problemen
Eva L. war bisher die „Finanzchefin“ in der Familie, doch nun verliert sie langsam den Überblick über die monatlichen Zahlungen. Letzten Sonntag wollte sie ihren beliebten Marillen-Kuchen backen. Fast wäre er ihr zum ersten Mal misslungen, weil sie den Anleitungen des Rezepts nicht folgen konnte. Sie konnte sich nur schwer konzentrieren und benötigte wesentlich länger als bisher.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Bisweilen suchen Sie Ihre Brille, die Geldbörse oder die Fernbedienung. Wenn Sie Ihre Schritte nachvollziehen, finden Sie die Dinge alle wieder.
Seien Sie achtsam beim Verlegen von Gegenständen und Verlust der Fähigkeit, Vorgänge nachzuvollziehen
Robert M. war früher ein ordnungsliebender Mensch. Alles hatte seinen fixen Platz. Nun liegt in seiner Wohnung schon mal der Schuhlöffel im Kühlschrank oder die Geldbörse im Backrohr. Den Wohnungsschlüssel ließ er bereits dreimal nachmachen. Ihm fehlte jeglicher Anhaltspunkt, wo er zu suchen anfangen sollte. Im Brustton der Überzeugung bezichtigt er die Haushaltshilfe, den Schlüssel gestohlen zu haben.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Von Zeit zu Zeit treffen Sie eine unbedachte Entscheidung.
Seien Sie achtsam bei vermindertem oder schlechtem Urteilsvermögen
Brigitte A.s Lebensgefährten ist aufgefallen, dass sie nicht mehr über so ein scharfes Urteilsvermögen verfügt wie noch vor wenigen Jahren. Auch trifft sie immer wieder Entscheidungen, die so gar nicht ihrer Persönlichkeit entsprechen. Wenn sie Geld in die Hand nimmt, passt er nun doppelt auf, nachdem sie einem Handwerker 70 Euro Trinkgeld gegeben hat. Vor einigen Tagen zog sie sich bei 25 Plusgraden einen Wintermantel an, ein paar Tage zuvor wollte sie im Bademantel einkaufen gehen. Zu allem Überdruss achtet sie nun weniger auf Körperpflege.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Sie sehen schlechter – schuld daran ist möglicherweise Altersweitsichtigkeit oder der graue Star.
Seien Sie achtsam bei Problemen beim Verstehen von visuellen Eindrücken und räumlichen Zusammenhängen
Monika R. kann laut Augenärztin gut sehen, trotzdem hat sie Schwierigkeiten beim Lesen. Sie kann auch Entfernungen nicht mehr so gut einschätzen wie früher. Als sie vor wenigen Tagen nach einem blauen Pullover greifen wollte, nahm sie einen roten aus dem Schrank – im Glauben, dass er blau sei. Sie hat es noch niemandem erzählt, aber sie nimmt die Welt verändert war. Als sie am vergangenen Sonntag ihren Sohn begrüßte, dachte sie erst, ihr Vater stünde in der Tür. Auf dem Weg zurück in die Küche ging sie am Vorzimmerspiegel vorbei und erschrak, weil sie sich selbst nicht gleich wiedererkannte.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Manchmal liegt Ihnen ein Wort auf der Zunge, aber es will Ihnen partout nicht über die Lippen kommen.
Seien Sie achtsam bei Schwierigkeiten beim Sprechen oder Schreiben von Wörtern
Elisabeth H. war bisher ein geselliger Mensch, je größer die Gruppe desto lieber. Nun hat sie Probleme, der Unterhaltung ihrer Freundinnen und Freunde zu folgen. Als sie vom letzten Ausflug erzählte, fielen ihr viele Wörter nicht ein. Sie nahm die „nächstbesten“, um die Lücken zu füllen, oder erfand schnell welche: „Hand-Uhr“ statt „Armbanduhr“ zum Beispiel. Sie konnte an den Gesichtern ihrer Bekannten ablesen, dass ihre Sätze unverständlicher waren als sonst. Dann hörte sie mitten im Satz zu sprechen auf; sie wusste nicht mehr, wie sie fortfahren sollte.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Sie benötigen gelegentlich Hilfe, um sich mit einem technischen Gerät zurecht zu finden, und stellen sich nicht mehr so schnell auf Neues ein.
Seien Sie achtsam bei Schwierigkeiten, gewohnte Aufgaben durchzuführen
Alltägliche Abläufe und bis vor kurzem vertraute Wege bereiten Gertrude M. immer häufiger Schwierigkeiten: Erst zieht sie die Jacke an, dabei fehlt noch die Bluse. Vor wenigen Tagen stieg sie aufs Gas, noch bevor sie einen Gang eingelegt oder die Handbremse gelöst hatte. Unterwegs zum Spieleabend bei ihrer Tochter konnte sie sich nicht mehr an den Weg erinnern, später entfielen ihr die Regeln des geliebten Jolly-Spiels, das sie deshalb abbrechen musste.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Sie verwechseln den Wochentag, aber erinnern sich später wieder daran. In einer neuen Umgebung benötigen Sie länger als gewohnt, um sich zurecht zu finden.
Seien Sie achtsam bei Verwirrung, die Zeit und Ort betrifft
Helmut V. wird immer öfter von Menschen „überrascht“, die zu einem vereinbarten Termin erscheinen, an den er sich nicht erinnern kann. Überhaupt tut er sich mit der zeitlichen Einordnung von Ereignissen schwer. So ist er sich unsicher, ob erst sein Enkel geboren wurde oder seine Tochter geheiratet hat. Als er vor wenigen Tagen vom Einkaufen nachhause ging, erschien ihm seine Straße auf einmal so fremd, dass er nicht mehr wusste, wie er heimkommen sollte.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Manchmal haben Sie keine Lust, Zeit mit der Familie zu verbringen oder ihren sozialen Verpflichtungen nachzukommen. Sie wollen oder können Arbeiten nicht immer in gewohnter Weise erledigen.
Seien Sie achtsam bei Rückzug von üblichen Arbeiten oder sozialen Aktivitäten
Roswitha N. musste in den vergangenen zwei Jahren von ihrem Mann laufend motiviert werden, anstehende Arbeiten zu erledigen. Das war nicht nur bei täglich wieder kehrenden Aufgaben der Fall, sondern betraf auch ihre viel geliebte Gartenarbeit. Sie wirkte stets lustlos, nichts schien ihr Freude zu bereiten. Wenn sie dann doch etwas anging, brachte sie es nicht zu Ende. Mittlerweile hat sie das Interesse an sozialen Aktivitäten und an ihren Hobbys vollends verloren.
Übliche altersbedingte Veränderungen:
Fixe Abläufe geben Ihnen Sicherheit. Wenn sich daran etwas ändert, reagieren Sie irritiert oder gereizt.
Seien Sie achtsam bei Veränderungen der Stimmung und des Charakters
Heinz A.s Persönlichkeit hat sich, so meinen seine Kinder, gänzlich geändert. Früher war er gelassen, nun unruhig. Er ist nicht mehr lebensbejahend, sondern wirkt depressiv. Der sonst so freundliche Vater reagiert immer öfter laut und aufbrausend – manchmal von einem Moment auf den anderen und scheinbar ohne Grund. Wenn etwas anders abläuft als gewohnt, bringt ihn das aus der Fassung. Seine Kinder würden die Wohnung am liebsten gar nicht mehr mit ihm verlassen. Sie verspüren es beinahe körperlich, wie unwohl sich ihr Vater in der von ihm als fremd wahrgenommenen Umgebung fühlt.
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