In seinem Buch „Die Durchschnittsfalle“ warnt der Genetiker Markus Hengstschläger vor einem Bildungssystem, das den Durchschnitt fördert, nicht aber die individuellen Talente junger Menschen. Ist es wirklich sinnvoll, dass am Ende der Schule alle das Gleiche können müssen – egal, ob Schülerinnen oder Schülern bestimmte Fächer mehr liegen als andere bzw. ob sie eine besondere Begabung haben? Dieses System der Gleichmache führt auch das Kinderbuch „Wenn die Ziege schwimmen lernt“ (Nele Moost und Pieter Kunstreich) fabelhaft vor Augen: Die anfängliche Begeisterung der Tiere für die Schule ist schnell dahin, denn sie alle sollen Schwimmen, Fliegen und Klettern lernen – der Elefant und die Ente genauso wie der Fisch und die Ziege. Sie üben und üben und üben, bis schließlich kein Tier mehr etwas sehr gut kann.
Jedes Kind startet mit einer Fülle an Möglichkeiten ins Leben. Aufgabe der begleitenden Erwachsenen ist es, dem Kind eine Welt zu bieten, die es erkunden, entdecken und erforschen kann. Dabei mit dem Kind viel gemeinsam zu tun – Singen, Tanzen, Basteln, die Natur erleben – gibt ihm das so wichtige Gefühl der Verbundenheit. Denn wenn es ums Lernen geht, sind nicht Daten und Fakten das, was den Menschen antreibt, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem andere Menschen.
„Kinder lernen immer und überall, man kann sie gar nicht davon abhalten – zu stark sind Entdeckerdrang und Neugierde. Je mehr Freude sie bei etwas empfinden, umso besser lernen sie“, so Hilfswerk-Expertin Martina Genser-Medlitsch. Diese Begeisterung kann man nicht „anleiten“, jedes Kind kann sie nur in sich selbst entfachen. Daher gilt es, genau hinzusehen: Wofür begeistert sich das Kind, wo ist es mit Feuereifer dabei? Nur so können Talente entdeckt werden und nicht durch „erzwungene“ Ballett- oder Gitarrenstunden.
Je älter Kinder werden, umso schwieriger lässt sich ihre Begeisterungsfähigkeit aufrechterhalten. Allzu oft wird ihre Lernfreude gebremst, etwa weil Erwachsene zeigen wollen „wie es richtig geht“ oder zu wissen meinen, wofür sich das Kind interessieren soll. Werden großartige Entdeckungen belehrend kleingeredet, verschwindet ein Stück der ursprünglichen Begeisterung.
Viele Kinder tauschen dann das spielerische Lernen gegen ein „Ge-fallenwollen“. Einige aber erhalten sich ihre neugierige Offenheit. Und genau diese „Querdenker“, die in ihrer Individualität vom Durchschnitt abweichen, braucht unsere Gesellschaft, um nicht in eingefahrenen Denkmustern stecken zu bleiben.
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