Es gibt keinen allgemein gültigen idealen Zeitpunkt oder ein „optimales Alter“, um ein Kind an eine Betreuungseinrichtung oder außerfamiliäre Betreuungsperson zu gewöhnen. Kinder sind diesbezüglich sehr individuell. Oft bestimmen Faktoren seitens der Eltern – wie die Wiederaufnahme des Berufes, ein weiteres Kind, neue Verpflichtungen – oder auch der durchaus sinnvolle Wunsch, das Kind mit anderen Kindern in Kontakt zu bringen, den Moment. Natürlich gibt es Phasen, die eine Eingewöhnung erschweren können – wie beispielsweise die Fremdelphase, die etwa ab dem achten Lebensmonat einsetzt, oder die Trotzphase, die mit rund zweieinhalb Jahren beginnt. Wichtig ist es, dem Kind eine individuell geeignete Betreuung von entsprechender Qualität anzubieten. Probleme bei der Eingewöhnung lassen sich dann üblicherweise mit Geduld und Zuversicht sowie Vertrauen in das Kind und die Betreuungsperson gut meistern.
Eingewöhnung und Übergänge brauchen Zeit und Geduld. Geben Sie sich und Ihrem Kind mindestens sechs bis acht Wochen. Ihr Kind und Sie müssen die Betreuungseinrichtung bzw. Betreuungsperson erst kennenlernen, das Kind muss sich schrittweise daran gewöhnen, sich aus der Obhut eines vertrauten, geliebten Menschen in die Obhut anderer zu begeben, es muss sein Vertrauen festigen, dass Sie wiederkommen. Oft unterschätzen Eltern, welche Bedeutung ihrer eigenen Haltung zukommt – dem Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes, dem Vertrauen in die Betreuungsperson, der Bereitschaft, das Kind loszulassen und den beiderseitigen Trennungsschmerz zu akzeptieren. Wichtig ist eine gute Abklärung der Eingewöhnungs- und Übergangsphase, damit Sie selbst sich sicher fühlen. In einer gut gestalteten Eingewöhnung wird es auch möglich sein, dass Sie in den ersten Tagen als „sicherer Hafen“ bei der Betreuung im Hintergrund anwesend sind.
Dass ein Kind nach erfolgter Eingewöhnung immer wieder auch schwierige Phasen durchmacht, ist nicht ungewöhnlich. Wenn Ihr Kind schon zu Hause zu weinen beginnt und nicht (mehr) zur Betreuung möchte, sollten Sie mit Liebe und Geduld bei der Sache bleiben. Nur mit regelmäßiger Routine gelingt eine gute Eingewöhnung bzw. Bewältigung der Krise. Wenn Ihr Kind bei der Übergabe weint, dann braucht es oft einfach noch mehr Zeit, um hinreichend Vertrauen zu den Betreuungspersonen aufzubauen. Beim Abholen weinen Kinder manchmal, weil Druck von ihnen abfällt und sie von der Emotion des Wiedersehens mit der vertrauten Bezugsperson überwältigt werden. Konflikte unter den Kindern selbst erzeugen natürlich auch Spannungen, sind jedoch Teil des sozialen Lernens. Vertrauen Sie auf die Fähigkeiten Ihres Kindes. Vertrauen Sie dem Betreuungspersonal. Suchen Sie das Gespräch, wenn Sie Fragen, Zweifel oder Anliegen haben.
Ich empfehle Eltern, sich zeitgerecht mit der Frage Kinderbetreuung auseinanderzusetzen. So kann man sicherstellen, dass eine gute Vorbereitung möglich ist. So hilft es etwa, wenn ein Kind daran gewöhnt ist, einige Stunden bei Oma, Opa, Tante, Freundin zu bleiben. Günstig ist es auch, wenn sich ein Kind bereits an größere Kindergruppen wie z.B. Spielgruppen gewöhnt hat. Ein wichtiger Aspekt ist auch der Schlafrhythmus. Ein Kind, das mit einer Schlafeinheit am Vormittag bzw. einem Mittagsschlaf auskommt, findet sich mit den Abläufen im Kindergarten besser zurecht. Bei einer Tagesmutter hat das Kind mehr individuellen Freiraum, die Gruppe ist klein. Daher ist eine Tagesmutter oft ein guter Einstieg in die Betreuung.
Natürlich ist alles günstig, was ein Kind in Richtung Selbstständigkeit fördert. Es gibt aber beispielsweise auch gute Kinderbücher, die auf die Betreuung vorbereiten. Hilfreich können auch bestimmte Gegenstände als äußeres Zeichen für den Wechsel von zu Hause in die Betreuung sein – etwa eine Tasche, ein Rucksack oder eigene Hausschuhe für den Aufenthalt im Kindergarten oder bei der Tagesmutter.
Die Bedeutung der eigenen Einstellung wird oft unterschätzt. Es gibt Eltern, die in ihrer Kindheit selbst ambivalente Erfahrungen mit dem Thema Betreuung gemacht haben, manche wiederum sind noch nicht wirklich bereit, das Kind loszulassen, andere machen sich Sorgen. Das Kind spürt Ängste und Vorbehalte. Ideal wäre eine Haltung, die man so beschreiben kann: Ich hab´ dich lieb, ich möchte, dass es dir gut geht, du wirst verlässlich wieder abgeholt, die Betreuung im Kindergarten, bei der Tagesmutter ist eine Chance für dich, Spaß mit anderen Kindern zu haben, zu lernen, dich zu entwickeln, ich bin überzeugt, du schaffst das, ich vertraue der Betreuungsperson, du kannst das auch tun.
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