Tagesmütter und Tagesväter sind seit Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil der Kinderbetreuung in Österreich. In familiennahen Strukturen kümmern sie sich um Kinder vom Babyalter bis zum Teenager. Die Kleingruppen mit maximal fünf Kindern sind gerade für jüngere Kinder besonders geeignet, denn so kann optimal auf die Bedürfnisse und die Entwicklung jedes einzelnen Kindes eingegangen werden. Dies macht Tageseltern zu wichtigen Bezugspersonen für Kinder ebenso wie für Eltern, woraus oft eine enge Erziehungspartnerschaft entsteht. Zusätzlich können Tagesmütter und -väter ihre Betreuungszeiten flexibel an die Arbeitszeiten der Eltern anpassen und so eine maßgeschneiderte Betreuung gewährleisten. Oft ergänzen sie damit institutionelle Kinderbetreuungseinrichtungen zu den Tagesrandzeiten, in der Früh, am Abend sowie in den Ferien.
Gute Lösung für Gemeinden mit Flexibilitätsbedarf
Im Regelfall findet die Betreuung durch Tagesmütter und -väter in den eigenen Wohnräumlichkeiten statt. Einige Bundesländer, darunter die Steiermark und Salzburg, haben jedoch das Potenzial dieser Betreuungsform erkannt und erweitert. Damit ist es möglich, dass Tagesmütter und -väter auch in Räumlichkeiten von Betrieben und Gemeinden tätig werden können. Ihre Flexibilität und die individuelle Betreuung bieten in diesem Kontext einen wertvollen Beitrag zur regionalen Betreuungsinfrastruktur. „Der Einsatz von Tagesmüttern und -vätern ist für unsere Gemeinde eine großartige Lösung. So können wir schnell und flexibel auf den aktuellen Bedarf reagieren, ohne gleich einen neuen Raum für eine zusätzliche Kindergartengruppe schaffen zu müssen. Für unsere Eltern im Ort stellen unsere Tagesmütter und -väter ein attraktives Betreuungsangebot für ihre Kinder dar“, betont Bürgermeister Werner Haberl, Gaishorn am See.
Die Kinderbetreuung spielt besonders im ländlichen Raum eine entscheidende Rolle. Sie wirkt sie sich nachweislich auf das Abwanderungsverhalten junger Frauen und damit ganzer Familien aus. Fehlende Infrastrukturangebote, insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung sowie in der Nachmittagsbetreuung, sind einer der Hauptgründe, warum Frauen zwischen 20 und 29 Jahren die ländlichen Gemeinden verlassen. Das beschleunigt den demografischen Wandel und führt in regionalen Betrieben zu einem Mangel an Fachkräften, konstatierte die Studie „Gehen oder bleiben?“ von Gerlind Weber und Tatjana Fischer bereits 2012. (Studie Gehen oder bleiben? Weber und Fischer)
Gute Lösung für Klein- und Mittelbetriebe
Auch in den Unternehmen erweisen sich Tageseltern oft als interessante Möglichkeit. In Salzburg und der Steiermark wird dieses Modell der „Betriebstageseltern“ bereits erfolgreich umgesetzt, so etwa beim steirischen Kunststoff- und Werkzeugbauspezialisten E.L.T.: „Die Implementierung einer betrieblichen Tagesmutter war eine bewusste strategische Entscheidung. Wir erleben unmittelbar, wie sehr diese Betreuungslösung die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigert. Diese Investition trägt nicht nur wesentlich zur langfristigen Bindung unserer Fachkräfte bei, sondern verschafft uns auch einen klaren Wettbewerbsvorteil - gerade in einer Zeit, in der familienfreundliche Rahmenbedingungen bei der Arbeitgeberwahl immer entscheidender werden“, erzählen Dagmar Ajtic und Esther Lang, beide Geschäftsführerinnen von E.L.T.
Das Angebot einer betrieblichen Kinderbetreuung durch Tageseltern bietet sich besonders für Klein- und Mittelbetriebe an, kann es doch bereits ab einer Belegung mit zwei Kindern umgesetzt werden. Die Öffnungszeiten der Kinderbetreuung passen sich an die Arbeitszeiten der Eltern an. Dies erleichtert Müttern wie Vätern den Wiedereinstieg in den Beruf und sorgt in der Folge dafür, dass sie früher nach der Babypause an den Arbeitsplatz zurückkehren. Zudem verringert sich für Jungeltern durch die betriebliche Kinderbetreuung auch der Zwang, mit geringer Stundenanzahl in Teilzeit Beruf und Familie vereinbaren zu müssen.
Hilfswerk für erweiterten Einsatz von Tageseltern
Angesichts des steigenden Bedarfs an Plätzen für Kinderbetreuung spricht sich das Hilfswerk nachdrücklich für eine Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten der bewährten Betreuungsform durch Tageseltern für ganz Österreich aus. „Es ist höchste Zeit, die gesetzlichen Regelungen in den Bundesländern und das Finanzierungsmodell für Tagesmütter und -väter an die Bedürfnisse moderner Familien anzupassen. Mit den richtigen Rahmenbedingungen könnten wir das Potenzial von Tagesmüttern und -vätern noch besser nutzen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich verbessern“, meint Isabella Ecker, Fachbereichsverantwortliche für Kinder, Jugend und Familie beim Hilfswerk Österreich. „Es kann doch nicht sein, dass die Politik dieses Potenzial nicht erkennt und diese großartige Betreuungsform weiter links liegen lässt – und das angesichts der Personalkrise in den Kindergärten“, schließt Ecker.
Das Hilfswerk Österreich ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Im elementarpädagogischen und außerschulischen Bereich betreuen rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ca. 20.500 Kinder und Jugendliche in mehr als 500 Einrichtungen.
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