Wir lernen bei jeder Podcast Folge neu dazu. Ich bin überzeugt, dass man sich mit vielen Meinungen auseinandersetzen sollte, um sich seine eigene zu bilden. Das lernt man hier sehr gut. (Guen, 25)
Vor mittlerweile fast 3 Jahren startete die Jugendarbeit des Hilfswerk Steiermark ein ganz besonderes Projekt: einen Podcast von Jugendlichen für Jugendliche. Der Podcast "Jugendwelten", der auf allen gängigen Podcast Plattformen zu hören ist, hat sich mittlerweile zum Erfolgsprojekt mit fast 30.000 Hörerinnen und Hörern entwickelt. Entstanden ist das Projekt im Umfeld der Corona-Pandemie, um der damit oftmals verbundenen sozialen Isolation von Jugendlichen entgegenzuwirken. Wer daran interessiert ist, beim Podcast mitzumachen, kann dies in der offenen Gruppe auch jetzt jederzeit tun.
Selfmade Podcast Profis aus der Steiermark
Der Podcast wird von Jugendlichen in den steirischen Jugendzentren Hartberg, Fürstenfeld und Südoststeiermark produziert. Die gesamte Vorbereitung und Umsetzung übernehmen die Burschen und Mädchen im Alter von 12-25 Jahren dabei nahezu komplett selbstständig. "Wir hatten zu Beginn null Ahnung davon, wie man einen Podcast macht und haben uns das ganze Wissen im Grunde selbst angeeignet", so Conny, eine der Podcast-Moderatorinnen. "Wir moderieren mittlerweile selbstständig, recherchieren die Themen und suchen selbst unsere Gäste. Beim Schneiden ist uns noch einer unserer Betreuer behilflich, weil er gelernter Tontechniker ist und das super macht." Der Start erfolgte mit ganz einfachem, semiprofessionellem Equipment. Durch Spenden konnte die Ausstattung aber mittlerweile auf qualitativ bessere Technik upgegraded werden, was nochmal einen ordentlichen Qualitätssprung für den Podcast bedeutete.
Bei unserem Besuch im Jugendzentrum Hartberg sind die Moderatorinnen Sally, Conny und Guen gerade vor Ort. Sie sind seit der ersten Aufnahme dabei und schätzen den Austausch untereinander und die Möglichkeit, neue Themen für sich zu entdecken: "Wir wollen zeigen wie vielfältig die Welt ist, wie wichtig es ist , dass wir so vielfältig sind," meint etwa Guen. "Bei unserem Podcast haben wir die Möglichkeit mitzugestalten, uns mit unserer Kreativität einzubringen. Das macht einfach Spaß."
So wird ein Podcast produziert
Technik, Sprecherteam, Moderation, Schnitt – bei der Podcast Produktion ist für jeden etwas dabei. Bis eine fertige Podcast Folge zum Streamen bereitsteht, ist einiges an Arbeit zu erledigen. Das beginnt bereits bei der Themenfindung: welches Thema könnte für andere Jugendliche interessant sein? Und welcher passende Gast lässt sich dafür finden? Ist dieser Teil erledigt, müssen noch passende Fragen und die Moderation vorbereitet werden. Jedem Moderationsmitglied ist eine Farbe zugeteilt. Während der Moderation sieht man dieses Farbschema am Bildschirm. Das erleichtert den Überblick zu bewahren, wer gerade mit der Moderation dran ist. "Das Moderieren ist gar nicht so einfach wie man vielleicht denkt und wir haben uns sehr weiterentwickelt, zum Beispiel die Stimme von Sally, die anfangs kaum hörbar war und jetzt super rüberkommt. Unsere Betreuer haben uns einige Tipps gegeben und uns sehr ermutigt und viel gelobt," erzählt Conny.
Nach der Moderation stehen noch Rohschnitt und Schnitt an. Erst dann kann der Podcast auf die üblichen Podcast Plattformen hochgeladen werden. "Dazwischen betreiben wir auch einiges an Reflektion, was gut gelaufen ist und was man verbessern könnte. So entwickeltn wir uns ständig weiter," so Sally.
Themenspektrum von Polizisten bis zur Pride Parade
Eine der Besonderheitens des Jugendwelten Podcasts ist seine besondere Themenvielfalt. Da erzählt zum Beispiel eine Polizistin von ihrem Alltag und ihren Einsätzen, beim nächsten Mal meldet sich das Moderatoren-Team aus einer Schokoladenmanufaktur. Oder es wird die "Banana Crew", eine Gruppe von Extremsportlern interviewt, die für entsprechend Action sorgen. Aber auch Themen wie psychische Gesundheit und Umweltschutz werden behandelt. "Sehr cool war auch unser Bericht von der CSD in Graz. Wir waren mitten in der Menge bei der Pride Parade und haben Teilnehmer interviewt. Die waren alle superoffen und das hat sehr viel Spaß gemacht," erzählt Conny. Die unterschiedlichen Gesprächspartner bedeuten natürlich auch entsprechende Flexibilität bei der Moderation. "Man muss anpassungsfähig sein, um auf die unterschiedlichen Interviewpartner einzugehen," so Guen.
Podcast Jugendwelten - jeder kann mitmachen
"Es handelt sich bei uns um ein sehr niederschwelliges Angebot. Jeder, der Interesse hat, kann mitmachen. Man kann auch nur zuhören, zuschauen oder uns auf Social Media verfolgen. Oder selbst mitmachen, wir sind da ganz offen," so Roland Knausz, Teamleiter im Jugendzentrum Südoststeiermark. "Wer einen Teil beitragen möchte, eine Idee für einen Podcast-Gast hat oder sich sonst einbringen will, kann sich einfach in einem unserer Jugendzentren melden."
Die jungen Moderatorinnen, die uns bei unserem Besuch gegenüber sitzen, sind jedenfalls euphorisch: "Wenn man sich beim Podcast reinhängt, wird das wertgeschätzt und man bekommt für seine Leistung richtig viel Lob. Das kenne ich so zum Beispiel aus der Schule nicht. Das ist ein sehr schönes Klima," so Conny. "Für manche von uns ist es auch ein Ausgleich zum Alltagsstress, damit wir auch mal wir selbst sein können. Nicht jeder von uns hat immer gute Tag, das ist ok, und man wird im Team super aufgefangen", ergänzt Guen.
Interesse mitzumachen?
Wer Lust hat, auch mal reinzuschnuppern oder einfach mehr über das Projekt zu erfahren, wendet sich am besten an die Hilfswerk Steiermark Streetworker oder Jugendzentrumsmitarbeitenden unter jugendwelten(at)hilfswerk-steiermark.at.
Und auf diesen Plattformen gibt es den Podcast:
- Jugendwelten auf Spotify
- Jugendwelten auf Apple
- Jugendwelten bei Google
- Jugendwelten auf Deezer
- Jugendwelten auf Player FM
- Jugendwelten auf podcast.de