Mittwoch fand in Eisenstadt auf Einladung von Landesrat Dr. Leonhard Schneemann ein Pflegegipfel statt. Dabei wurden die Pläne des Landes Burgenland zu einer völligen Umgestaltung des nicht-stationären Pflegesystems präsentiert. Betroffen von diesen großen Veränderungen sind jene rund 7.000 Menschen die derzeit zu Hause mobil gepflegt und betreut werden, und auch deren Angehörige,. Mangels bisher erfolgter Einbindung der gemeinnützigen Träger im Land Burgenland nehmen nun erstmals auch die betroffenen Bundes- und Dachorganisationen der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), bestehend aus Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe dazu öffentlich Stellung.
Funktionierendes System wird zerschlagen
Die Pläne gefährden ein lange aufgebautes System der mobilen Pflege und Betreuung im Burgenland: „Bisher konnte den Menschen garantiert werden, dass sie sich ihre Pflegeorganisation für die mobile Pflege und Betreuung zu Hause aussuchen können. Das neue Modell sieht nun starre Versorgungsregionen vor, die jeweils nur von einer Organisation pro Region betreut werden sollen. Das bedeutet, dass unsere Klient:innen ihre Betreuungsorganisation wechseln müssten. Zu den derzeitigen Betreuer:innen wurden aber oft langjährige Beziehungen aufgebaut, die mit dem neuen System enden würden. Das ist für die Pflegebedürftigen nicht nachvollziehbar und sorgt für große Enttäuschungen“, gibt der derzeitige BAG-Vorsitzende Erich Fenninger von der Volkshilfe Österreich zu bedenken.
„Das Modell bedeutet aber auch, dass Mitarbeiter:innen nach der geplanten Ausschreibung zu einem neuen Arbeitgeber wechseln müssen. Das stellt, vor allem für jene die schon viele Jahre bei einer Organisation tätig sind, eine echte Zwangssituation dar, die aktuell für viel Unruhe bei den Mitarbeiter:innen sorgt. In weiterer Folge wird das auch zu Abwanderung aus der Pflege führen, was angesichts der angespannten Personalsituation die Versorgungssicherheit gefährden wird“, stellt die Generalsekretärin der Caritas Österreich Anna Parr fest.
Teure Pläne, die keine Probleme lösen
Für die Diakonie Österreich hält Direktorin Maria Moser fest, „dass das Modell des Landes Burgenland teuer ist, 71 Stützpunkte werden geplant, darunter viele Neubauten. Die geplante Stärkung von Angeboten in den Gemeinden ist wichtig und richtig. Aber Infrastruktur ohne Plan und Bedarfserhebung - und vor allem ohne Einbindung jener Organisationen, die das mobile Pflegesystem im Burgenland entwickelt und aktuell am Laufen halten, ist sinnlos und teuer und löst keines der durchaus bestehenden Probleme der Pflegelandschaft im Burgenland. Und das Burgenland ist das einzige Bundesland, in dem es keine soziale Staffelung der Kundenbeiträge gibt.“
“Das angekündigte Vorgehen der Landesregierung ist nachweislich nicht die Antwort auf den Entwicklungsbedarf der burgenländischen Pflegelandschaft. Ganz im Gegenteil. Man fährt über die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen drüber und diskreditiert und verunglimpft die Arbeit der Pflegekräfte“, meint Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. „Das haben sich die Betroffenen nicht verdient“, ist Anselm überzeugt. Darüber hinaus würden Rechsexpert:innen erhebliche juristische Bedenken äußern, schließlich habe man es mit intakten Vertragsverhältnissen zu tun und es gelte der Vertrauensgrundsatz.
„Daher appellieren die fünf großen Trägerorganisationen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe dringend an das Land Burgenland, den Weg des Dialogs zu gehen. Das bedeutet, jene Organisationen ernsthaft in die Planungen einzubinden, die langjährige Erfahrungen gesammelt haben und über viel Know-how verfügen. Um gemeinsam an der nötigen Weiterentwicklung der Pflegelandschaft im Burgenland zu arbeiten.“, so der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuz Michael Opriesnig.