Heute Mittwoch, 15. Jänner 2020, trifft der Ministerrat eine richtungweisende Entscheidung im Bereich der Pflegeausbildung. Unter Führung des Bildungs- und des Sozialministeriums wird ein Schulversuch ausgeschrieben, der bereits mit dem Schuljahr 2020/2021 starten soll: eine Höhere Lehranstalt (HLA) für Pflegeberufe mit Maturaabschluss. Die HLA trägt maßgeblich zum Schluss einer laut Hilfswerk „schmerzlichen Lücke“ in der derzeitigen Pflegeausbildung bei. Bisher musste man nach Absolvierung der Pflichtschule jedenfalls bis zum 17. Lebensjahr zuwarten, ehe man eine Ausbildung im Pflegebereich an einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule beginnen konnte. „In dieser Phase haben wir unzählige an der Pflege interessierte junge Menschen für den Beruf verloren“, stellt Othmar Karas, Präsident des Hilfswerk Österreich, fest. Auch konnte man diese Berufsausbildung bisher nicht mit dem Erwerb der Matura verbinden. „Das hat ebenfalls etliche Interessierte abgehalten“, meint Karas.
„Angesichts der prekären Personalsituation im heimischen Pflegesystem begrüßen wir daher die Einführung des Schulversuchs. Wir müssen in der Ausbildung möglichst vielfältige Wege anbieten und jede/n Interessierte/n dort abholen, wo sie bzw. er steht. Den Luxus, dass wir den potenziell interessierten jungen Menschen eine Ausbildungslandschaft mit wenigen Optionen, die noch dazu weit weg vom Regelbildungswesen sind, vorsetzen, und hoffen, dass das genügt, können wir uns schon längst nicht mehr leisten,“ ergänzt Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich.
Es sei laut Hilfswerk höchste Zeit, dass die Pflegeausbildung in der Sekundarstufe ankommt – mit Einstiegsoption nach der Pflichtschule und Anschluss an den Hochschulbereich. „Wir sind überzeugt, dass dieser neue Ausbildungsweg sich nachhaltig als attraktive Einstiegsmöglichkeit in die Pflegeberufe etablieren wird. Die Politik und mutige Träger müssen jetzt dranbleiben, den Schulversuch gut nutzen und als Regelmodell ausrollen“, meint Anselm abschließend.