Etwa eine Million Österreicher leiden an einer Blasen- oder Darmschwäche. Scham und Hilflosigkeit bestimmen häufig den Alltag der von Inkontinenz betroffenen Menschen. Nur die Allerwenigsten sprechen über ihr Leiden, das laut WHO eine der häufigsten Erkrankungen weltweit ist. Sie betrifft zumindest zehn Prozent der Bevölkerung (in Wien also ca. 200.000!). Um diese Menschen zu unterstützen und um über die vielfältigen Möglichkeiten der Behandlung zu informieren, veranstaltet die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ) im Rahmen der Welt-Kontinenz-Woche 2023 einen „Kontinenz-Tag“ im Wiener Rathaus. Am Programm dieser Publikumsveranstaltung stehen Vorträge von Experten aus Medizin, Pflege, Physiotherapie und Diätologie. Dazu gibt es die Möglichkeit, richtige Beckenboden-Übungen zu erlernen und sich von den hocherfahrenen Fachkräften beraten zu lassen.
Inkontinenz ist kein Tabuthema
Inkontinenz ist eine der häufigsten und auch am stärksten tabuisierten Volkskrankheiten. Trotz des enormen Leidensdrucks leidet der überwiegende Teil aller Betroffenen still, heimlich und aus falschem Schamgefühl. „Je älter man wird, desto eher werden Blase oder Darm schwach“, weiß MKÖ-Präsident OA Dr. Michael Rutkowski, Facharzt für Urologie. So ist mehr als ein Drittel aller Pflegeheimbewohner in Österreich (35,1%) von einer Inkontinenz betroffen.1 Aber auch jüngere Menschen können ein Problem mit ihrer Blase oder ihrem Darm haben. „Inkontinenz ist enorm belastend. Doch trotz des hohen Leidensdrucks sucht kaum die Hälfte der betroffenen Menschen aktiv nach Hilfe. Aus Scham vertrauen sich viele Betroffene nicht einmal ihrer Ärztin/ihrem Arzt an“, bedauert Dr. Rutkowski.
Hilfe gibt es jedoch in jedem Fall. Sie reicht von gezieltem Beckenbodentraining über Medikamente, bestimmte Verhaltensmaßnahmen bis hin zu einem chirurgischen Eingriff. Dazu gibt es wertvolle Hilfs- und Hygienemittel, welche die Betroffenen dabei unterstützen, trotz ihrer Blasen- oder Darmschwäche wieder ein weitgehend normales Leben führen zu können. „Gegen Blasen- und Darmschwäche kann man etwas tun. Inkontinenz ist kein Schicksal, das man ertragen muss und keine normale Begleiterscheinung des Älterwerdens, sondern eine Erkrankung wie viele andere auch“, so MKÖ-Vizepräsidentin und Proktologin OÄ Dr. Michaela Lechner.
Das Hilfswerk ist selbstverständlich auch dabei und freut sich auf Ihren Besuch! Das vollständige Programm und alle Informationen zum Wiener Kontinenztag finden Sie auf der Website der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich.
Eintritt frei!
1 Hödl M et al. Urinary incontinence prevalence and management in nursing homes in Austria, the Netherlands, Turkey and the United Kingdom: A multi-site, cross-sectional study. Arch Gerontol Geriatr. 2022 Jul 14;103:104779.