„Wir begrüßen es sehr, dass die österreichische Bundesregierung einen ambitionierten Plan zur Stärkung Österreichs nach der Pandemie sowie zur Verwendung der Mittel aus dem europäischen Aufbau- und Resilienz-Plan vorgelegt hat“, sagt Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich, anlässlich der heute, 20. April, von Finanzminister, Umweltministerin und Arbeitsminister vorgestellten Ergebnisse der Regierungsklausur. „Es wird jedoch auf die konkrete Umsetzung ankommen. Wir sind davon überzeugt, dass die hohe Wertschöpfung gemeinnütziger Unternehmen und der massive Personalbedarf in der Pflege Investitionen im Sektor zur Pflichtübung eines intelligenten und nachhaltigen Comebacks machen“, meint Anselm. Denn: „Gemeinnützige Unternehmen, die beispielsweise in der Pflege und Gesundheit, aber auch in der Kinderbetreuung, in der sozialen Arbeit, im Sport und in der Kultur tätig sind, schaffen einen beachtlichen Teil der österreichischen Wertschöpfung“, erläutert Anselm.
Für eine effektive Stärkung des Landes nach der Krise müssten daher die Investitionsprogramme unbedingt auch für den gemeinnützigen Sektor umfassend zugänglich sein. Gemeinnützige Dienstleister erwirtschaften in Österreich eine Bruttowertschöpfung von rund 6 Milliarden Euro und beschäftigen ca. 250.000 Mitarbeiter/innen. Auf die besondere Bedeutung des Sektors für den Arbeitsmarkt, insbesondere in Zusammenhang mit der Pflege, weist Anselm eigens hin: „Das alles entscheidende Element einer erfolgreichen Pflegereform, die Österreich dringend braucht, ist eine wirksame Personaloffensive. Ohne sie bleibt der Rest Makulatur. Die Pflege- und Betreuungsberufe sind ein wahrer Jobmotor, wenn wir den Motor nur endlich anwerfen“, so Anselm.
Resilienz des heimischen Pflegesystems stärken, Jobmotor Pflegeberufe nutzen!
„Das heimische Pflegesystem leistet in der Krise wirklich Enormes, und es war trotz aller Belastungen erstaunlich stabil und verlässlich. Das war nur dank des Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich. Sie waren bereit, an ihre Grenzen zu gehen. Denn der anhaltende und sich weiter verschärfende Personalmangel im System macht sich natürlich gerade in der Krise besonders bemerkbar“, beschreibt Anselm die aktuellen Herausforderungen.
„Dabei dürfen wir aber kein falsches Bild vermitteln. Die Pflegebranche hatte in den letzten Jahren starken Zulauf. Der Bedarf jedoch ist noch stärker gestiegen“, betont Anselm. Die von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erhobenen Bedarfszahlen zum Personalbedarf in der Pflege sprächen laut Hilfswerk eine deutliche Sprache. Bis 2030 bräuchte Österreich mindestens 91.000 Menschen zusätzlich, die sich für einen Beruf im Pflegesektor entscheiden.
Elisabeth Anselm: „Diesen Menschen muss man den roten Teppich ausrollen. An ihnen liegt es, ob Österreich in Zukunft ein leistungsfähiges, professionelles und resilientes Pflegesystem hat oder nicht. Wir müssen jede interessierte Person genau dort abholen, wo sie steht. Das heißt, wir müssen in eine Ausbildungslandschaft und in Programme investieren, die möglichst vielfältige und modulare Einstiegschancen und Wege in den Beruf bieten. Auch für die Absicherung des Lebensunterhalts während der Ausbildung müssen wir sorgen. Das gilt für junge Menschen genauso wie für Umsteiger/innen“, fordert Anselm.
Ein Comeback-Plan, der den angespannten Arbeitsmarkt spürbar entlaste, müsse das Tor zur Pflege vor allem für Umsteiger/innen weit aufreißen. „Pflege kann ein Sprungbrett aus der Corona-bedingten Arbeitsmarktkrise sein. Hier ist die Bundesregierung gemeinsam mit dem AMS gefordert. Wir brauchen ein Gesamtpaket, das den Umstieg in die Pflege so attraktiv wie möglich macht – und zwar rasch“, unterstreicht Anselm abschließend.