Heute, Freitag, 21. Mai 2021 und einen Tag nach den Landeshauptleuten, konferieren die Landesgesundheitsreferenten. Mit dabei auch Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein. Auf der Agenda steht eine Vielzahl relevanter Themen. Eines davon: die aus Hilfswerk-Sicht dringend notwendige Ausbildungsreform in den Pflegeberufen.
Langzeitpflege bei Ausbildung und Kompetenzen besser berücksichtigen
„Wir freuen uns sehr, dass sich die Ausbildungsreform in den Pflegeberufen explizit auf der Tagesordnung der heutigen Konferenz der Landesgesundheitsreferenten findet. Ohne Veränderungen in der Ausbildung ist es nicht möglich, dem drängenden Personalbedarf in Pflege und Gesundheit zu begegnen“, ist Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich, überzeugt. Dabei bedürfe es laut Hilfswerk nicht nur der Kostenübernahme und Sicherung des Lebensunterhaltes, um die Ausbildung attraktiver zu machen. Es brauche vor allem eine praxisgerechte Adaption der Kompetenzen und eine adäquate Berücksichtigung der Langzeitpflege in der Ausbildung, denn: „Ein Löwenanteil des Personalbedarfs geht auf die Pflege und Betreuung älterer und chronisch kranker Menschen in Pflegeheimen und insbesondere im eigenen Zuhause zurück. Dort leben die meisten pflegebedürftigen Menschen, und dort werden sie von der Hauskrankenpflege versorgt“, erläutert Anselm. „Diesen Sektor müssen wir bei einer Ausbildungsreform dringend besser berücksichtigen. Das muss für Curricula, Praktika und Kompetenzen gelten“, fordert Anselm. Zu oft habe das Hilfswerk in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass der Fokus stark auf den Spitälern liege und die Langzeitpflege und deren Anforderungen hintangestellt werden. „Das können und dürfen wir uns diesmal nicht leisten“, macht Anselm Druck.
Pflegeassistenzberufe aufwerten und vielfältigere Einstiege in den Beruf schaffen
Laut Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) braucht das österreichische Pflegesystem bis 2030 rund 91.000 zusätzliche Fachkräfte. Von den 59.700 Personen, die aktuell in der Langzeitpflege beschäftigt sind, sind 18.000 diplomierte Pflegefachkräfte, 29.900 Personen sind den Pflegeassistenzberufen zuzurechnen, und 11.800 Beschäftigte arbeiten als Heimhilfe. „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass wir in der Langzeitpflege einen guten und bedarfsgerechten Mix an Berufsbildern brauchen. Sozialbetreuungsberufe könnten dabei in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. Die Zahlen zeigen aber auch ganz klar, welch tragende Rolle die Pflegeassistenzberufe in der Langzeitpflege spielen, insbesondere die klassischen Pflegeassistentinnen und -assistenten. In den politischen Überlegungen vermissen wir manchmal das entsprechende Bewusstsein hierfür“, sagt Anselm. Für viele Fachkräfte seien die Pflegeassistenzberufe auch der Einstieg in eine weiterführende Karriere in der Pflege. Es brauche, so Anselm, vielfältigere Wege in die Ausbildung als bisher, um jede/n Interessierte/n dort abzuholen, wo sie/er stehe. Das Hilfswerk befürworte daher die Forcierung der „Pflegeausbildung mit Matura“ im Rahmen des Regelschulwesens. Aber auch der Lehre als Einstieg in den Pflegeassistenzberuf könne das Hilfswerk einiges abgewinnen. In jedem Falle brauche es eine Anpassung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes, um die Pflegeassistenz als Erstausbildung in mehrjähriger Ausbildung zu ermöglichen.
„Für eine nachhaltige und wirksame Personaloffensive in der Pflege braucht es auf Grund der Kompetenzverschneidungen von Bund in Ländern jedenfalls viel Kooperationswillen. Höchste Zeit also, nicht nur die Ausbildungsreform anzugehen, sondern auch die geplante Zielsteuerung zur Pflegereform endlich ins Leben zu rufen“, so Anselm abschließend.