Am Montag, 7. Oktober begeht Österreich den „Tag der Tageseltern“. Seit rund 40 Jahren ist das Hilfswerk Österreich einer der führenden Vermittler von Tagesmüttern und Tagesvätern auf kommunaler Ebene. „Wir wissen um die Notwendigkeit dieses elementarpädagogischen Angebots. Und wir sehen Tag für Tag, mit wie viel Hingabe und pädagogischem Einsatz sich die Tageseltern der anvertrauten Kinder annehmen. Sie schaffen vielfältige Lern- und Erfahrungsräume für (Klein-)Kinder und sorgen für eine altersgerechte und sinnvolle Freizeitgestaltung in familiärer Umgebung. Der gesellschaftliche Mehrwert ihres Engagements ist vielen Menschen jedoch kaum bewusst“, meint Martina Genser-Medlitsch, fachliche Leiterin für den Bereich Kinder, Jugend und Familie beim Hilfswerk Österreich.
Dank Tageseltern: Job UND Familie – auch am Land
Im jüngst abgeebbten Wahlkampf kam sie einmal mehr zur Sprache: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Trotzdem schaut es mit der Verfügbarkeit bzw. mit den Öffnungszeiten von elementarpädagogischen Einrichtungen recht unterschiedlich aus, besonders in ländlichen, dünner besiedelten Gebieten. Die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen in bester Qualität sowie ausreichender Quantität stellt gerade kleinere Gemeinden vor immense Herausforderungen. Die Kinderzahlen schwanken von Jahr zu Jahr, während der Bedarf berufstätiger Eltern nach ausgedehnteren Öffnungszeiten wächst. Umso größer die Enttäuschung, wenn die Botschaft aus den Gemeindestuben lautet: „mission impossible“.
Mögliche Konsequenzen: Frauen können nicht selbstbestimmt über ihren Lebensentwurf entscheiden, wann und in welchem Umfang der berufliche Wiedereinstieg nach der Karenz erfolgt. Vor allem gut ausgebildete Frauen wollen das nicht hinnehmen, kehren ländlichen Regionen den Rücken und wandern in die Städte ab, wo sie Familien- und Erwerbsarbeit leichter unter einen Hut bringen. Insbesondere für ländliche Kommunen bedeutet dies eine fatale Abwärtsspirale, da jede/r wegziehende Bürger/in den finanziellen Spielraum der Gemeinde weiter einengt und ein Dominoeffekt droht.
Spätestens hier kommen Tagesmütter und Tagesväter ins Spiel. Sie bilden eine wertvolle Erweiterung bzw. Alternative zu institutionalisierten Kinderbetreuungseinrichtungen und bieten zahlreiche Vorteile für Kinder, Eltern, aber auch für Kommunen. Letztere sind im Hinblick auf die 2002 vom Europäischen Rat formulierten Barcelona-Ziele unter Zugzwang. Österreich verpflichtete sich nämlich dazu, bis 2010 seine Betreuungsquote der Null bis Dreijährigen auf 33 Prozent zu erhöhen. 2018 lag der erreichte Wert bei 29 Prozent (Quelle: Bundeskanzleramt). Betreuungsplätze bei Tageseltern werden für die Zielerreichung angerechnet. Auch bei der Neuauflage der 15a-Vereinbarung zum Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes in Österreich ist diese volkswirtschaftlich sinnvolle Alternative zu institutionellen Betreuungseinrichtungen vorgesehen.
Kommunen profitieren doppelt von Tageseltern
Ist der kommunale Bedarf für eine Krabbelgruppe noch zu gering, lässt sich die dennoch bestehende Nachfrage mit Tageseltern professionell schließen. Ist in einem Gemeindegebiet andererseits bereits eine Kleinstkinderbetreuungseinrichtung vorhanden, können Tageseltern Bedarfsspitzen abfedern beziehungsweise – was noch viel wichtiger ist – individuell auf die Flexibilitätsbedürfnisse der Familien eingehen. Benötigt beispielsweise eine alleinerziehende Mutter an zwei Tagen in der Woche bereits ab 6 Uhr früh eine Kinderbetreuung, lässt sich diese organisatorische Herausforderung mit einer Tagesmutter oder einem Tagesvater meist rasch, flexibel und für die öffentliche Hand unbürokratisch bewältigen.Deshalb empfiehlt das Hilfswerk allen Gemeinden, die ihre elementarpädagogische Versorgungspflicht ernst nehmen, ein Kombinationsmodell von Krabbelstube und Tageseltern. „Durch ihre pädagogische Qualifizierung tragen Tagesmütter und Tagesväter zur dringend benötigten qualitativ wertvollen Ausweitung des Angebots bei. Zudem werden dadurch maßgeschneiderte Arbeitsplätze für Bürgerinnen und Bürger in ihren Heimatgemeinden geschaffen und das Leben in den Kommunen wiederum durch die Tageseltern nachhaltig belebt“, so Martina Genser-Medlitsch abschließend.
Über das Tageseltern-Angebot des Hilfswerk Österreich
Das Hilfswerk ist eine gemeinnützige Organisation im Bereich gesundheitlicher, familiärer und sozialer Dienste in Österreich und einer der größten privaten Anbieter von Kinderbetreuung. Rund 600 Tagesmütter und -väter betreuen über das Hilfswerk derzeit mehr als 2800 Kinder. Das Hilfswerk ist Mitglied im Bundesverband der Tagesmütter und -väter in Österreich.
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