Studien belegen, dass die Förderung von Talenten und Interessen im Alter zwischen 0 und 5 Jahren den größten Effekt zeigt. Die Reparatur von Versäumnissen in der frühen Bildungsarbeit zu einem späteren Zeitpunkt kostet die Allgemeinheit deutlich mehr und ist weniger erfolgversprechend. Diese Erkenntnis gilt natürlich auch für den so wichtigen und zukunftsweisenden MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
„Immer mehr Länder betonen die Wichtigkeit einer naturwissenschaftlichen Bildung bereits in frühen Jahren, vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass ein früher Kontakt mit Naturwissenschaften mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Einstellung und einem besseren Verständnis ebendieser auch in späteren Jahren führt“, so Hilfswerk-Bildungsexpertin Rebecca Janker, anlässlich des Internationalen Mädchentags am 11. Oktober. Auch Grundlagendokumente der Elementarpädagogik in Österreich wie z. B. der Bildungsrahmenplan betonen die Bedeutung früher MINT-Bildung.
Pädagoginnen und Pädagogen: wirksame Vorbilder
Die Bildungspolitik konfrontiert Pädagoginnen und Pädagogen mit zahlreichen Forderungen und einer hohen Erwartungshaltung. Angebotene Weiterbildungs- und Unterstützungsleistungen für das pädagogische Personal halten damit jedoch nicht Schritt und oftmals fehle im pädagogischen Alltag aufgrund des Personalmangels auch schlichtweg die Zeit, um Angebote wahrnehmen zu können, beklagt Rebecca Janker und fährt fort: „Je besser Pädagoginnen und Pädagogen im MINT-Bereich geschult sind, umso eher sind sie von ihrer Selbstwirksamkeit überzeugt. Damit vergrößert sich das Angebot naturwissenschaftlicher Inhalte in deren pädagogischem Alltag. Zugleich sind Pädagoginnen, die sich mit MINT-Inhalten beschäftigen und diese thematisieren, wichtige Role-Models für Mädchen.“
Das bestätigen auch zahlreiche Studien wie z. B. „MINT the Gap!“, durchgeführt im Auftrag des Österreichischen Fonds zur Stärkung und Förderung von Frauen und Mädchen „LEA – Let’s empower Austria“. Ihre gut untermauerte Conclusio: Anstatt „MINT-Quotenfrauen“ ins Rampenlicht zu rücken, braucht es vielmehr eine Einbettung gendersensibler MINT-Bildung in den pädagogischen Alltag. „Nur so können Mädchen nachhaltig dazu ermutigt werden, sich mit MINT-Inhalten zu beschäftigen. Eine Chance, die sich Österreich angesichts des herrschenden Fachkräftemangels in diesem Bereich nicht entgehen lassen darf“, ist Janker überzeugt.
Bessere Rahmenbedingungen für gezielte MINT-Förderung
Mittlerweile gibt es zahlreiche Initiativen, die die MINT-Bildung von Pädagoginnen und Pädagogen und die Vernetzung in diesem Bereich vorantreiben. Das Hilfswerk macht sich darüber hinaus für strukturelle Rahmenbedingungen stark, die das Engagement des pädagogischen Personals systematisch unterstützen. „Dazu gehören ausreichende Zeitressourcen für die Aus- und Weiterbildung der Elementarpädagog/innen ebenso wie für die Vor- und Nachbereitung einschlägiger MINT-Inhalte“, fordert Janker. Gerade im MINT-Bereich zeige sich, wie wichtig eine vernünftige Fachkraft-Kind-Relation sei. Denn jedes Kind stelle individuelle Betrachtungen an, die einer daran anknüpfenden individuellen Förderung bedürften, so Janker. Dafür brauche es jedoch vor allem eine umfassende Personaloffensive sowie Maßnahmen, um die Abwanderung von bestehendem pädagogischem Personal in andere Berufe zu verhindern.
„Die Politik sollte deshalb endlich den Forderungen des Personals sowie der Träger nachkommen und in die Strukturqualität des elementarpädagogischen Sektors investieren. Nur dann gelingt es, MINT-Bildung nachhaltig in den pädagogischen Alltag zu integrieren, mehr Mädchen und Frauen für den MINT-Bereich zu begeistern und dem Fachkräftemangel zu begegnen“, meint Rebecca Janker.
Das Hilfswerk hat die Wichtigkeit und das Potenzial dieses Themas erkannt und setzt deswegen im Jahr 2023 für das gesamte pädagogische Personal auf eine Weiterbildungsoffensive zu diesem Schwerpunkt.
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