Eine Förderung des Sozialministeriums für Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Folgen macht’s möglich: Das Hilfswerk Österreich und mehrere Hilfswerk-Landesorganisationen erweitern ab sofort ihre Angebotspalette für Seniorinnen und Senioren sowie pflegende Angehörige aus. Ältere, gebrechliche und/oder pflegebedürftige Menschen sowie deren Angehörige stehen im Fokus. Ziel der Maßnahmen ist, die durch Corona verstärkte Vereinsamung und Isolation dieser Personengruppen zu durchbrechen, ihre Gesundheit zu fördern und Altersarmut zu bekämpfen.
„Wir beobachten, dass der Rückzug aus zwischenmenschlichen Kontakten zum Schutz vor einer Covid-19-Ansteckung ältere pflegebedürftige Menschen noch vulnerabler gemacht und körperliche sowie kognitive Abbauprozesse verstärkt hat. Das lässt ihre Selbsthilfekräfte schwinden und schwächt ihren Lebenswillen. Menschen in sozial prekären Lagen sind besonders betroffen“, erläutert Mag. Sabine Maunz, fachliche Leitung Pflege und Betreuung im Hilfswerk Österreich. Reizarmut, Einsamkeit und Eintönigkeit hätten, so Maunz, die psychische Verfassung dieser Personengruppe beeinträchtigt. Betroffene litten zwar unter dieser Situation, hätten aber gleichzeitig zu wenig Antrieb und Kraft, um von sich aus Hilfe zu suchen und Beratungsangebote zu nutzen.
„Die Covid-Krise hat bei manchen hochbetagten Personen auch zu spürbaren wirtschaftlichen Einbußen geführt. Für viele unserer Kundinnen und Kunden ist die bisherige Unterstützung durch An- und Zugehörige teilweise oder zur Gänze weggefallen. Wir sehen eine schleichende, bisweilen akute Armutsgefährdung in dieser Zielgruppe. Betroffen sind nicht nur pflegebedürftige Menschen. Auch Familienangehörige, die infolge der Krise an ihre Belastungsgrenzen geraten, wenden sich hilfesuchend an das Hilfswerk“, so Maunz.
Das Hilfswerk etabliert deshalb in mehreren Bundesländern maßgeschneiderte Unterstützungsangebote, um die negativen Folgen der Pandemie aufzufangen. Ältere Menschen werden individuell angesprochen und mittels professioneller „Anfangsbegleitung“ wieder an soziale Kontakte herangeführt. „Der Weg aus der Isolation ist für viele ältere Menschen und deren pflegende Angehörige nur mithilfe fachlich-professioneller Unterstützung möglich, insbesondere wenn es in sozial prekären Lagen an eigenen Möglichkeiten fehlt“, ist Sabine Maunz überzeugt.
Entlastung und Hilfsangebote für pflegende Angehörige
Ins Zentrum seiner Maßnahmen rückt das Hilfswerk auch die Gruppe der pflegenden Angehörigen. Schon vor der Pandemie litten diese unter einer hohen psycho-emotionalen Belastung. Infolge der Corona-Pandemie waren spezifische Entlastungsangebote wie Tagesstätten für Seniorinnen und Senioren oder Angehörigengruppen längere Zeit geschlossen oder nur eingeschränkt nutzbar. Das verstärkte die belastende Situation pflegender Angehöriger und begünstigte das Aufkommen von Depressionen, Schlafstörungen und Sinnfragen. „Psychosoziale Beratung, Entlastungsgespräche, Konfliktlösungsberatung, begleitete Gruppenangebote und Fortbildungen sind für pflegende Angehörige heute wichtiger denn je“, meint Sabine Maunz.
Hilfswerk Hotline für pflegende Angehörige aus ganz Österreich
Pflegenden Angehörigen, die in ihrem Alltag an ihre Belastungsgrenzen stoßen, steht die Hilfswerk Hotline für pflegende Angehörige offen: unter 0800 640 660, von Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 16:00 Uhr, Freitag von 8:00 bis 12:00 Uhr – gebührenfrei aus ganz Österreich. Qualifizierte Fachkräfte beraten bei Einsamkeit und Isolation, bei seelischer oder emotionaler Not, Überforderung und Krankheit, im Hinblick auf finanzielle Schwierigkeiten oder bei Fragen zu Pflege und Betreuung. Sie helfen Ratsuchenden, rasch und unkompliziert Unterstützung zu finden.
Förderung durch das Sozialministerium
Die Maßnahmen des Hilfswerks werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) gefördert: Das BMSGPK unterstützt im Jahr 2021 Projekte gemeinnütziger Organisationen zur Abfederung der negativen sozialen und armutsrelevanten Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf vulnerable Personengruppen. Anlass dafür waren die negativen Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf armuts- oder ausgrenzungsgefährdete Personen sowie auf bestehende Unterstützungsstrukturen für diese Zielgruppe.
Aktuelle Angebote der Hilfswerk-Landesverbände für Seniorinnen und Senioren
Hilfswerk Kärnten
Spaziergänge gegen Einsamkeit
Das Hilfswerk Kärnten organisiert professionell begleitete Spaziergänge in vertrauter Umgebung vor Ort. Auf diese Weise stärken und verbessern Seniorinnen und Senioren nicht nur ihre körperliche, sondern auch ihre seelische Gesundheit sowie Ihre Zuversicht
Hilfe bei schweren Krisen
Ältere, von Einsamkeit oder Armut geplagte Menschen finden Unterstützung dank aufsuchender psychosozialer Beratung, Betreuung und therapeutischer Begleitung durch Psychotherapeut/innen des Hilfswerk Kärnten.
Weitere Informationen: <link kaernten/>https://www.hilfswerk.at/kaernten/</link>
Hilfswerk Salzburg
Krankenhausbegleitdienst
Das Hilfswerk Salzburg begleitet ältere Menschen, die nicht über die finanziellen Mittel oder die Unterstützung durch Angehörige verfügen, zu Untersuchungen und Behandlungen im Krankenhaus.
Tagesbesuche in Tageszentren
Einsame ältere Menschen sind eingeladen, tagsüber die Senioren-Tageszentren des Hilfswerk Salzburg zu besuchen. Ein kostenloser Fahrtendienst holt Sie von zu Hause ab, bringt Sie ins Tageszentrum und fährt sie nach ihrem Besuch wieder nach Hause.
Psychosoziale Begleitung pflegender Angehöriger
In Kleingruppen tauschen sich pflegende Angehörige aus, erweitern Ihr Wissen im Umgang mit der Situation, finden zu mehr Selbstbestimmtheit und schöpfen neue Kraft und Zuversicht.
Weitere Informationen: www.hilfswerk.at/salzburg oder 0662 / 43 47 02
Hilfswerk Steiermark
Psychiatrische Beratung und psychosoziale Betreuung
Psychotherapeut/innen helfen Seniorinnen und Senioren, seelische Not zu lindern und ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung zu verwirklichen. Pflegende Angehörige erfahren Entlastung im Umgang mit der vielfach schwierigen und belastenden Situation.
Weitere Informationen: <link steiermark/psychosoziale-dienste/seniorinnen-und-senioren/sopha-sozialpsychiatrische-hilfe-im-alter/>https://www.hilfswerk.at/steiermark/psychosoziale-dienste/seniorinnen-und-senioren/sopha-sozialpsychiatrische-hilfe-im-alter/</link>
Hilfswerk Wien
Muskuläres Aufbautraining und Ernährungsberatung zu Hause
Freiwillige, fachlich geschulte Mitarbeiter/innen besuchen Seniorinnen und Senioren ein- bis zweimal pro Woche zu Hause, führen mit ihnen individuell angepasste Kraftübungen durch, beraten und motivieren sie zu richtiger Ernährung. Der regelmäßige Kontakt stärkt den Körper sowie das innere Gleichgewicht und wirkt Einsamkeitsgefühlen entgegen.
Weitere Informationen: www.gesund-fuers-leben.at
Gesundheitsberatung „JETZT“
Im Rahmen persönlicher Beratungen – telefonisch oder vor Ort – erfahren Seniorinnen und Senioren, was sie für Ihre Gesundheit tun können. Beim Gesundheitsplausch (online oder telefonisch), der viermal im Monat stattfindet, tauschen sie sich in der Gruppe mit einer diplomierten Pflegefachperson zu Gesundheitsthemen aus.
Weitere Informationen und Anmeldung:
Wiener Hilfswerk, Nachbarschaftszentrum 3 – Landstraße, Barichgasse 8, 1030 Wien
T: +43 1 512 36 61-3250 | nz3(at)wiener.hilfswerk.at
Die Gesundheitsberatung „JETZT“ für ältere Menschen ist ein Projekt in Kooperation mit den Nachbarschaftszentren. Die Nachbarschaftszentren werden gefördert von der Stadt Wien.