Das Hilfswerk Österreich lobt den „Masterplan Pflege“, der heute im Ministerrat beschlossen wurde. „Für uns ist es sehr erfreulich, dass die Bundesregierung sich dieses brennenden Themas prominent annimmt und dabei Weichenstellungen vorsieht, die wir aus unserer Erfahrung für richtig und wichtig halten“, so Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. Positiv herauszustreichen sei etwa die geplante Erhöhung des Pflegegelds, das seit seiner Einführung im Jahr 1993 einen massiven Kaufkraftverlust erfahren hat. „Wir denken allerdings, dass eine Erhöhung auch vor der Pflegegeldstufe 4 schon greifen muss“, meint Anselm. Auch der klare Fokus auf die Pflege zuhause ist angesichts der Wünsche der Menschen und der demografischen Entwicklung alternativlos. „Ganz besonders begrüßen wir das Vorhaben, die Pflegeberufe zu attraktivieren und eine bundesweite Studie zur Erhebung des Personalbedarfs durchzuführen. Das ist eine wesentliche Grundlage, um den künftigen Bedarf differenziert nach Berufsgruppen und Regionen abzuschätzen und umgehend wirksame Schritte zu setzen“, sagt Anselm.
Pflege zu Hause: Mobile Dienste sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Pflegereform
Der stark steigende Pflegebedarf ist eine der größten gesellschaftspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre. Um ihm quantitativ und vor allem qualitativ bestmöglich zu begegnen, ist der gezielte Ausbau mobiler Dienste wie Hauskrankenpflege und Heimhilfe entscheidend. Heute werden rund 84 Prozent von 455.000 PflegegeldbezieherInnen zuhause gepflegt – 46 Prozent ausschließlich von pflegenden Angehörigen, 31 Prozent von mobilen Diensten und rund 5 Prozent werden durch eine 24-Stunden-Betreuung versorgt. „Die 24-Stunden-Betreuung ist zweifellos wichtig, wird aber in der politischen und öffentlichen Diskussion quantitativ völlig überschätzt, während die mobilen Dienste in ihrer Bedeutung und Funktion für die Pflege und Betreuung zu Hause oft zu wenig wahrgenommen werden. Mobile Dienste ermöglichen über 30% der Pflegebedürftigen, die daheim betreut und gepflegt werden, den Verbleib im eigenen Zuhause. Und sie sind ausschlaggebend dafür, ob und wie pflegende Angehörige mit ihren Herausforderungen zu Recht kommen.“, sagt Anselm, und stellt fest: „Der gezielte und beherzte Ausbau der mobilen Dienste samt innovativer Möglichkeiten - wie beispielsweise einer mehrstündigen Tagesbetreuung zu Hause - wird entscheidend für den Erfolg dieser Pflegereform sein.“
Personal: Regionalisierung der Mangelberufsliste, Ausbildungsoffensive und Arbeitsbedingungen
In Sachen Personal sieht das Hilfswerk die Regionalisierung der Mangelberufsliste für Pflegeberufe als akut notwendig, um dem drohenden Pflegenotstand vorzubeugen. „Mittel- und langfristig braucht es zudem eine differenzierte Ausbildungsoffensive, mit unterschiedlichen Ausbildungsschienen und -typen sowie generell eine Attraktivierung des Pflegeberufs, etwa über entsprechende Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung“, führt Elisabeth Anselm aus. „Im Bereich der Ausbildung muss es uns gelingen, jede/n Interessierte/n dort abzuholen, wo er bzw. sie gerade steht – nach der Pflichtschule, ohne oder mit Wunsch nach einer Matura, im postsekundären Bereich, aber auch in der Umschulung“, fordert Anselm.
Großes Optimierungspotential ortet das Hilfswerk Österreich auch im Bereich des Abbaus von Bürokratie und an der Schnittstelle von Gesundheits- und Pflegesystem. „Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, wie hier nicht immer der effizienteste und für den Betroffenen beste Weg gegangen wird. Eine enge und gegenseitig wertschätzende Zusammenarbeit zwischen Pflege und Medizin kann enorme Verbesserungen für die Lebensqualität der Betroffenen bringen“, so Anselm. Außerdem lobt das Hilfswerk die im „Masterplan Pflege“ angekündigte verbesserte Effizienz im Bereich der fachlichen Überprüfung der Dienste.