In einer Pressekonferenz heute, Dienstag, 24. März 2020, haben BM Rudi Anschober und BM Elisabeth Köstinger ein 100-Millionen-Sofortpaket für die Pflege in Aussicht gestellt. Das von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte Maßnahmenbündel soll dazu beitragen, eine funktionstüchtige und flächendeckende Pflege und Betreuung trotz CoVid19 aufrecht zu erhalten.
„Wir freuen uns sehr über die heute präsentierten Vorhaben“, so Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. „Auch wenn wir bis dato in der mobilen Pflege und Betreuung noch keine Versorgungslücken haben und auch in der 24-Stunden-Betreuung für alle Herausforderungen einstweilen gute Lösungen finden konnten, müssen wir uns mit Fortdauer der Corona-Krise darauf einstellen, dass es zu Engpässen kommen könnte. Die geplanten Maßnahmen werden diese zum Wohle der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen, aber auch zum Wohle professioneller Pflegekräfte und Personenbetreuer/innen abfedern“, so Anselm.
Insbesondere folgende Maßnahmen hält das Hilfswerk für richtig und wichtig:
- Bessere Erreichbarkeit und Informationsmöglichkeiten durch Aufstockung regionaler Pflege-Hotlines.
- Flexibilisierung im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz: Für die Dauer der Pandemie dürfen für unterstützende Tätigkeiten in der Basisversorgung auch geeignete Personen ohne Fachausbildung herangezogen werden (z. B. Zivildiener).
- Sicherung der Förderung in der 24-Stunden-Betreuung: Sind aufgrund der Pandemie nicht zwei, sondern nur eine Personenbetreuer/in im Monat im Einsatz, wird dem/der Förderungswerber/in dennoch der volle Betrag von 550 Euro monatlich ausbezahlt.
- Aufstockung und Einsatzmöglichkeiten von Zivildienern: Durch den außerordentlichen Zivildienst stehen mehr Zivildiener zur Verfügung. Sie können dort eingesetzt werden, wo Unterstützung gebraucht wird.
Häusliche Pflege und Betreuung bestmöglich aufrechterhalten
Sollten aufgrund von CoVid19 pflegende Angehörige – etwa durch eigene Erkrankung – oder Personenbetreuer/innen in der 24-Stunden-Betreuung – insbesondere durch die Schwierigkeiten bei Ein- und Ausreise – ausfallen, sieht das Pflegepaket Ersatzbetreuung vor. „Es ist wichtig und richtig, dass derartige Möglichkeiten vorbereitet werden. Wir sehen die vorübergehende stationäre Unterbringung häuslich betreuter Pflegebedürftiger in temporär dafür gewidmeten Einrichtungen als wichtiges Backup. Dennoch sollte das die Ultima Ratio sein, denn es ist eine Belastung für alle Beteiligten“, meint Elisabeth Anselm und führt weiter aus: „Gerade Menschen mit Demenz oder sehr gebrechliche Personen werden durch einen Ortswechsel stark belastet. Es muss auch im Falle eines Betreuungsausfalls unser aller Ziel sein, Pflegebedürftige so gut und lange wie möglich in ihrem vertrauten Setting behalten zu können. Das lässt sich in Kooperation mit den pflegenden Angehörigen mittels professioneller Entlastung und Begleitung durch mobile Pflege- und Betreuungsdienste, auch unterstützt von Zivildienern, organisieren. Wichtig wäre es, wenn großzügigere Lösungen für mehrstündige Tagesbetreuungen durch mobile Dienste zu Hause ermöglicht werden“, argumentiert Anselm.
Im Hinblick auf die 24-Stunden-Betreuung weist man seitens des Hilfswerk Österreich darauf hin, dass es durchaus Personenbetreuer/innen gibt, die sehr gerne zu „ihrer“ Betreuungsfamilie in Österreich kommen würden, aber vor der 14-tägigen Quarantäne zurückschrecken. Hier schlägt das Hilfswerk vor, die Quarantäne durch valide Corona-Tests in Sammelpunkten an Österreichs Grenzen zu ersetzen. „Das würde die Einsatzbereitschaft und Verfügbarkeit der Personenbetreuer/innen deutlich erhöhen“, ist Elisabeth Anselm überzeugt.