Um mit Veränderungen besser umgehen zu können, ist Akzeptanz ein wichtiges Schlüsselwort.
Persönliches Wachstum wird als Prozess der kontinuierlichen Weiterentwicklung definiert. Das Wachstum kann dazu beitragen, das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl zu stärken, die emotionale Intelligenz zu verbessern, die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) gegenüber Herausforderungen zu erhöhen und die Lebenszufriedenheit zu steigern. Persönliches Wachstum und die damit erworbenen neuen Fähigkeiten spielen eine wesentliche Rolle im Leben eines Menschen.
Welche Rolle spielen Um- und Aufbrüche im Leben eines Menschen und welche psychologischen Prozesse stehen hinter dem Streben nach Veränderung und Neuorientierung?
Mag. Brigitte Koubsky: "Um- und Aufbrüche im Leben gehen meist mit einer Veränderung oder Neuanfängen einher. Wenn man diese als Chance sieht, können sie auch einen erheblichen Beitrag zum Aufbau von Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Lebenserfahrung bedeuten."
Mag. Teresa Fischer: "Oftmals entsteht der Wunsch nach Veränderung aus einem Gefühl der Unzufriedenheit heraus. Dies kann durch äußere Umstände wie (beruflichen) Stress, zwischenmenschliche Konflikte oder persönliche Krisen ausgelöst werden. Auch die Suche nach dem Sinn kann einen Wunsch zur Veränderung auslösen. (Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie mehr zum Thema „Sinn“ erfahren möchten, lesen Sie dazu gerne die Coverstrecke in der Einblicke-Ausgabe 2/2023) Der Prozess der Veränderung und Neuorientierung sollte im besten Fall zu einem positiven Gefühl, zu einem Wachstum und persönlicher Erfüllung führen. Das Streben nach Veränderung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu persönlichem Wachstum und Selbstverwirklichung."
Wie können Ängste vor Veränderung überwunden und als Chance für persönliches Wachstum betrachtet werden? Wann sollte man sich professionelle Hilfe holen?
Mag. Teresa Fischer: "Ängste vor Veränderungen sind normal und menschlich. Man ist unsicher, wie sich Veränderungen auf unser Leben auswirken können und man fürchtet das Unbekannte. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass Veränderungen auch Chancen bieten können. Um Ängste vor Veränderungen zu überwinden, ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, dass Veränderungen ein natürlicher Bestandteil des Lebens sind. Negative Gedanken sollten dabei hinterfragt und der Fokus auf eine mögliche positive Entwicklung gelegt werden. Durch Imagination und konkrete positive Zukunftsbilder können Ängste vor der veränderten Zukunft kleiner werden. Manchen Menschen helfen +/- Listen. Wenn Ängste mit den bekannten Bewältigungsmechanismen nicht überwunden werden können, sollte professionelle Unterstützung eingeholt werden."
Mag. Brigitte Koubsky: "Jeder Mensch ist individuell und reagiert unterschiedlich auf neue Situationen. Dennoch gibt es einige Anzeichen und Warnsignale, die darauf hinweisen, dass es sinnvoll ist, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dazu zählen negativ anhaltende Emotionen wie Traurigkeit, Angst, aber auch Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme. Suizidgedanken oder der Wunsch nach Selbstverletzung zählen ebenfalls dazu und verlangen nach rascher professioneller Unterstützung."
Wie können Menschen mit plötzlichen Veränderungen umgehen und dabei ihr Wachstumspotenzial nutzen?
Mag. Brigitte Koubsky: "Plötzliche Veränderungen im Leben können sehr herausfordernd sein. Um mit Veränderungen besser umgehen zu können ist Akzeptanz ein wichtiges Schlüsselwort. Sich bewusst zu machen, dass Um- und Aufbrüche zum Leben dazugehören, kann entlastend wirken. Ein konkretes Ausmalen der Veränderung mit all seinen, auch positiven, Konsequenzen kann helfen. Drängen sich eher negative Gedanken und Sorgen auf, kann ein Hinterfragen und positiv Bewerten unter professioneller Anleitung unterstützen, um den Optimismus zu stärken. Das Vertrauen, einen Sinn in der aufgetretenen Veränderung finden zu können, wenn auch nicht gleich, aber nach Bewältigung der Krise, hilft zuversichtlich jeden Tag aufs Neue zu meistern. Man kann sich Unterstützung bei Freunden oder der Familie holen, um sich mit der Situation nicht alleine zu fühlen. Entspannungstechniken können in schwierigen Lebenssituationen positiv auf die Psyche einwirken. Wenn man das Gefühl hat, dass die Ressourcen nicht ausreichend sind, kann natürlich auch professionelle Hilfe hinzugezogen werden, um sich Ziele zu setzen und das Leben in eine positive Richtung zu lenken."
Welche Rolle spielen Familie und Freundeskreis bei der Bewältigung von Umbrüchen im Leben?
Mag. Teresa Fischer: "Die Familie und der Freundeskreis spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Umbrüchen. Sie können Rückhalt bieten, aber auch ein sicherer Ort sein, um über Ängste und Sorgen reden zu können. Generell ist ein gutes Netzwerk hilfreich, um sich nicht allein zu fühlen und um Herausforderungen auch gemeinsam meistern zu können. Familie und Freunde können mit Tipps, Tricks und Lebenserfahrung hilfreich bei Entscheidungsfindungen und dann auch bei der Bewältigung von neuen Lebenssituationen zur Seite stehen."
Die Geburt des ersten Kindes stellt ohne Zweifel eine große Veränderung im Leben der werdenden Eltern dar. Wie können sie mit den gemischten Emotionen aus Freude und Angst umgehen? Wie können junge Eltern dieses Ereignis als einen positiven Aufbruch betrachten?
Mag. Teresa Fischer: "Mit Schwangerschaft und Geburt sind die verschiedensten Gefühle verbunden. Dazu gehören vordergründig Freude, aber auch Angst. Eine offene Kommunikation zwischen den Eltern ist die Voraussetzung, um die Emotionen gut ansprechen zu können, um sie dann bewältigen zu können. Wenn man ausreichend informiert ist über den Ablauf einer Geburt kann das zusätzliche Sicherheit geben. Dazu sollte man beispielsweise Hebammenkurse nutzen, bei welchen auch Ängste besprochen werden können. Entspannungstechniken anwenden und sich gut um sich selbst kümmern, kann die Zeit der Schwangerschaft verschönern und Sorgen mindern."
Mag. Brigitte Koubsky: "Aber auch existenzielle Themen werden plötzlich wichtig. Karenzmodelle, Gespräche mit dem Arbeitgeber, die Wohnsituation, sind Themen, die in den Vordergrund treten. Das Leben als Paar wird sich grundlegend ändern. Erinnerungen an die eigene Kindheit kommen hoch. Man hinterfragt Erziehungsstile sowie Werthaltungen und ertappt sich dabei, doch manchmal Dinge zu tun oder zu sagen, bei denen man sich als Kind geschworen hat, dies nie zu machen. Wenn die Ängste vor einer bevorstehen Geburt zu groß sind, oder eines dieser Themen die werdenden Eltern beschäftigt, sollte man ein Beratungsgespräch (beispielsweise das kostenlose Eltern-Kind-Pass Gespräch, das auch in den Familien- und Beratungszentren des Hilfswerk Niederösterreich angeboten wird) in Anspruch nehmen."
Schneller als einem oft lieb ist, ist das Kind erwachsen und die nächste große Umstellung steht an. Nämlich der Auszug des „Kindes“ aus dem elterlichen Zuhause. Für viele Eltern eine große und nicht immer einfache Veränderung. Welche Möglichkeiten gibt es für Eltern, die sich in der Phase befinden, um diesen Übergang als Chance für persönliche Entfaltung zu nutzen?
Mag. Brigitte Koubsky: "Der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus kann bei den Eltern viele Emotionen auslösen – auch negative. Doch auch diese Situation kann als Möglichkeit gesehen werden, sich selbst neu zu entdecken. Neue Interessen können verfolgt werden oder das eigene Leben in eine selbstbestimmte positive Richtung gelenkt werden. Eigene Hobbies oder soziale Kontakte können und sollen mehr Aufmerksamkeit bekommen."
Mag. Teresa Fischer: "Durch den Auszug kann sich die Beziehung zwischen Kindern und Eltern sogar verbessern. Man nimmt sich dann bewusster Zeit für Gespräche, wenn sie zu Besuch kommen, da nicht alltägliche kleine „Meckereien“ über die Hilfe im Haushalt oder ähnliche Themen die ElternKind-Beziehung belasten."
Danke für das Gespräch!
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