Das Pflegesystem muss entlastet werden, da sind sich alle Beteiligten einig. Dafür braucht es vor allem eines: mehr Menschen, die sich beruflich für den Weg in die Pflege entscheiden. Die Tätigkeit in der Pflege und Betreuung ist eine erfüllende Arbeit, eine Arbeit mit Sinn. Das Hilfswerk Niederösterreich setzt daher verstärkt Maßnahmen, den Pflegeberuf attraktiv zu gestalten. Derzeit laufen die Kollektivverhandlungen. Der größte Arbeitgeber im mobilen Bereich sitzt mit am Verhandlungstisch und setzt sich dafür ein, dass die organisatorischen Gegebenheiten passen: das Arbeitsumfeld und die Entlohnung.
„Ich kann es nicht oft genug betonen: Unsere Mitarbeiter*innen in der mobilen Pflege und Betreuung leisten Tag für Tag großartige Arbeit. Damit das auch so bleibt, braucht es ein gutes Arbeitsumfeld, mehr Personal und selbstverständlich eine gute Bezahlung. “, erklärt Michaela Hinterholzer, Präsidentin des Hilfswerk Niederösterreich.
Derzeit laufen die Kollektivverhandlungen für die Sozialwirtschaft. Beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – haben bereits ihre Forderungen bzw. Angebote präsentiert. Auch das Hilfswerk Niederösterreich, einer der größten Arbeitgeber im mobilen Pflege- und Betreuungssektor, sitzt mit Geschäftsführer Christoph Gleirscher mit am Verhandlungstisch. Alle sind sich einig, dass es Lohn- und Gehaltserhöhungen geben muss, um die Kaufkraft zu stärken und den Pflegeberuf für Neu- und Wiedereinsteiger*innen attraktiver zu machen.
„Eine Erhöhung, die über die Inflationsabdeckung hinaus geht“, so Gleirscher, „ist gesamtwirtschaftlich nicht angemessen“ Kein Verständnis hat er für die anfangs übergebenen Forderungen der Gewerkschaft, die in Summe eine Personalkostensteigerung von mehr als 25% bedeuten würden. Vor allem aber sieht er in der geforderten Kürzung der Normalarbeitszeit und der Erhöhung der Zuschläge für Mehrstunden von Teilzeitkräften das falsche Signal. Anreize sollten für mehr Beschäftigung gesetzt werden und nicht für geringere Wochenstundenverpflichtungen.
Die Hilfswerk-Präsidentin ergänzt: „Ja, natürlich sollen die Mitarbeiter*innen entsprechend entlohnt werden, das verdienen sie auch. Die Steigerung der Personalkosten muss aber letztendlich von der öffentlichen Hand und von den Betreuten in der mobilen Pflege getragen werden.“
Mehr Personal durch: Betonung der positiven Aspekte und Erleichterung der Nostrifizierung
Wunsch des Hilfswerk Niederösterreich ist es unter anderem, dass die Gewerkschaften sich darum kümmern, dass die Pflege nicht „schlecht geredet wird“. Denn dass eine Arbeit im Bereich der Pflege und Betreuung besser ist als ihr Ruf, kann statistisch belegt werden. Laut einer Auswertung des AMS, ist zu sehen, dass es kaum einen Wirtschaftsbereich gibt, der in den letzten Jahren einen deutlicheren Zuwachs an Personal verzeichnen konnte, als der Sozial- und Gesundheitsbereich.
Auch ausländische Arbeitskräfte sollen das System unterstützen: hier ist es wichtig, eine Erleichterung in der Nostrifizierung zu erlangen und mit Hilfe einer bundesweiten Anwerbeagentur qualifizierte Pflegekräfte nach Österreich zu bringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pflege ein attraktives Berufsfeld darstellt, für das sich sicher auch in Zukunft viele Neu- und Wiedereinsteiger*innen entscheiden werden. Dafür müssen aber die organisatorischen Rahmenbedingungen angepasst und verbessert werden. Auch muss es eine entsprechende Entlohnung geben, die die Kaufkraft stärkt und gesellschaftlich verantwortbar ist.
(c) Foto: Hilfswerk Niederösterreich / Rudolf Schmied