Brütende Hitze, kein Wasser. Das ist im Sommer traurige Realität für hunderte Flüchtlinge im Flüchtlingscamp Lipa in Bosnien und Herzegowina. Spätestens seit dem Brand im Dezember 2020 hat dieses Flüchtlingsaufnahmezentrum mediale Aufmerksamkeit erhalten. Die Bilder von unmenschlichen Bedingungen gingen um die Welt. Das Hilfswerk International ermöglicht jetzt gemeinsam mit dem Land Oberösterreich das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser für Menschen in Lipa.
Im vergangenen Jahr sind in Bosnien und Herzegowina rund 16.000 irreguläre Migranten registriert worden. 11.000 Grenzübertretungen wurden von der bosnischen Polizei verhindert. Für die Menschen gibt es kein Vor und kein Zurück. Humanitäre Bleibe finden – je nach Jahreszeit – hunderte oder gar tausende von ihnen im Flüchtlingsaufnahmezentrum Lipa. Das Flüchtlingscamp liegt in Bihac, unweit der Grenze zu Kroatien, mitten auf der West-Balkan Migrationsroute.
Sauberes Trinkwasser ist dort Mangelware, Duschen für alle kaum möglich. Mit der unzureichenden Wasserversorgung gehen große gesundheitliche Gefahren einher. Zuletzt ist die Krätze ausgebrochen, die bei 900 Menschen auf engem Raum nur schwer loszuwerden ist.
Für ein menschenwürdiges Aufnahmezentrum und zum Erhalt der Gesundheit und Würde der Flüchtlinge ist Wasser unabdingbar. Mit der Unterstützung vom Land Oberösterreich kann das Hilfswerk International jetzt für stabile Wasserversorgung für das Flüchtlingsaufnahmezentrum sorgen.
Zugang zu sauberem Wasser: Das Projekt
In Lipa gibt es eine Wasserquelle, die jedoch nur eine geringe Wasserkapazität aufweist. Wenn die rund 2 km entfernte Wasserquelle in Begovac mit der Wasserquelle in Lipa zusammengefügt wird, gibt es ganzjährig ausreichend Wasser für bis zu 2.000 Menschen, nämlich 240m3 / 24 Stunden. Die Bauarbeiten sollen noch diesen Sommer abgeschlossen werden. Die Stromversorgung des Camps erfolgt derzeit über Generatoren, die auch für das neu gebaute Wassersystem genutzt werden. Die Stadt Bihac plant, das Camp Lipa an das öffentliche Stromversorgungsnetz anzuschließen, was das Vorhaben ergänzt.
Die lokale Eigenverantwortung, Beteiligung und Beziehungen zu Migrantinnen und Migranten werden durch die aktive Beteiligung der Regierung der Stadt Bihac sichergestellt.
Hilfe für Menschen in Not
„Das Land Oberösterreich steht zu seiner humanitären Verantwortung. Mit der finanziellen Hilfe wollen wir die Lebensbedingungen in den Flüchtlingsunterkünften an Ort und Stelle verbessern. Es geht hier um eine schnelle und substanzielle Unterstützung, die eine stabile Versorgung mit Wasser für die Menschen im Camp Lipa sicherstellen soll. Auch wenn derzeit aufgrund der Corona-Krise unser ganzer Fokus darauf liegt, die Gesundheit zu schützen und Arbeitsplätze zu sichern, dürfen wir auf die Bekämpfung von Armut und Hilfe vor Ort nicht vergessen“, erklärt Landeshauptmann Thomas Stelzer.
„Das Camp Lipa in Bihac ist das einzige Flüchtlingslager in Bosnien und Herzegowina, das über keine ausreichende Wasserversorgung verfügt. Das hat in der Vergangenheit zum Ausbruch von Krätze geführt, und sorgt für große gesundheitliche Gefahren, die aus menschlicher Sicht einfach nicht tragbar sind. Mithilfe vom Land Oberösterreich und unserem erfahrenen Hilfswerk International Team in Bosnien und Herzegowina können wir grundlegende Hilfe für Menschen in Not leisten: Wir ermöglichen den tausenden Menschen, die vor Krieg, Terror und Gewalt fliehen, das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser im Camp Lipa. Unser Dank gilt dem Land Oberösterreich, das durch seine finanzielle Unterstützung menschliche Bedingungen in Lipa Realität werden lässt“, betont Mag. Stefan Fritz, MBA, Geschäftsführer Hilfswerk International.
„Es gehört zu den Aufgaben des Hilfswerks, die Situationen von Flüchtlingen im In- und Ausland zu verbessern. Dafür wird eine breite Palette an Unterstützungen und Hilfsmaßnahmen angeboten. Mit dem wichtigen Projekt in Lipa sollen die Asylwerberinnen und Asylwerber, die im Aufnahmezentrum leben, nachhaltig mit frischem Wasser versorgt werden“, so Dr. Viktoria Tischler, Geschäftsführerin Hilfswerk OÖ.
Hilfswerk International in Bosnien und Herzegowina
Seit 1994 ist Hilfswerk International in Südosteuropa- und der Balkanregion aktiv. Seit 1996 ist es in Bosnien und Herzegowina (BIH) mit einem eigenen Büro vertreten. Seither wurden über 19.000 Personen, hauptsächlich schutzbedürftige, benachteiligte Bevölkerungsgruppen, durch verschiedene Maßnahmen direkt unterstützt.
Neben der Unterstützung des „sozialen Wohnbaus“ und anderer technischer und sozialer Infrastrukturen für schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen in der Zeit nach dem Bosnienkrieg waren die meisten Hilfswerk International-Maßnahmen integrierte Zuschussprogramme, die einen wesentlichen Bestandteil der Maßnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts, der Schaffung von Arbeitsplätzen durch Start-ups und der Unterstützung von KMU sowie landwirtschaftlicher Maßnahmen umfassten.
Seit Beginn des Engagements in Bosnien und Herzegowina hat Hilfswerk International seine Aktivitäten im Land auf die Arbeit mit Kriegsrückkehrern und Flüchtlingen, die Verringerung der Armut, die sozioökonomische Entwicklung, die Stärkung der Rolle der Zivilgesellschaft, die Förderung der Menschenrechte und die Unterstützung der am stärksten gefährdeten Gruppen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft ausgeweitet.
Hilfswerk International
Hilfswerk International ist eine in Österreich beheimatete und weltweit tätige Hilfsorganisation, die seit 1978 Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe leistet. Wir stehen Menschen in Krisensituationen bei, verbessern Lebensbedingungen und schaffen neue Perspektiven. Als Teil der Hilfswerk-Familie unterstützt Hilfswerk International benachteiligte Familien in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales, Landwirtschaft und wirtschaftliche Entwicklung. Hilfswerk International hilft Menschen dabei, ihre eigenen Potentiale (wieder) zu entfalten, und stärkt diese langfristig.
Als Kompetenzträger für humanitäre und nachhaltige Hilfe bündelt das Hilfswerk International die internationale Arbeit innerhalb des Hilfswerks. Dadurch engagiert sich auch das Hilfswerk Oberösterreich für Menschen in Not.