Im Hilfswerk International Projekt "Schritt für Schritt zurück in die Gesellschaft" helfen wir (ehemaligen) Häftlingen und Personen auf Bewährung in Georgien bei der schrittweisen Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht dabei die Verbesserung ihrer beruflichen Ausbildungsmöglichkeiten, indem eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, staatlichen Bewährungssystemen und NGOs gefördert wird. Ein wichtiger Aspekt beim Erreichen unserer Ziele ist der internationale Wissensaustausch. Der erfolgte unter anderem im Dezember durch einen Studienbesuch von Vertreter/innen georgischer Behörden und NGOs in Österreich.
„best-practice“ in Österreichischen Gefängnissen
Österreich wendet einen integrierten Ansatz zur Reintegration und Resozialisierung an, der bereits während der Haft beginnt. Alle arbeitsfähigen Strafgefangenen in Österreich haben eine gesetzliche Arbeitsverpflichtung und rund 80% der Häftlinge in Österreich arbeiten in verschiedenen Bereichen innerhalb oder außerhalb der Strafvollzugsanstalten, teilweise in Kooperation mit Unternehmen. Verschiedene Berufsausbildungen können während der Haftzeit abgeschlossen werden. Aspekte dieses Systems sollen nun auch in Georgien angewandt werden.
Die elf georgischen Gäste besuchten daher die Vereine Neustart, Socius, Carla sowie Haftanstalten in Simmering sowie in Salzburg. Aus diesen Einblicken und „best practice-Beispielen“ aus Österreich werden nun Lehren gezogen für das Bewährungs- und Haftsystem in Georgien, um die Situation für (ehemalige) Häftlinge und Personen auf Bewährung zu verbessern. Das österreichische duale Ausbildungssystem (Ausbildung in Betrieb und Berufsschule) rief unter den TeilnehmerInnen großes Interesse hervor. So bemerkte eine der Teilnehmerinnen, dass die Erweiterung der durch unser Projekt entstandenen Emaille Werkstätte im Gefängnis Nr. 15 in Ksani hinsichtlich einer offiziell anerkannten dualen Lehrausbildung von großem Interesse ist.
Das konnten wir im Zuge des Studienbesuchs erreichen:
- Unsere georgischen Gäste erhielten einen umfassenden Überblick über das österreichische Haft- und Reintegrationssystem
- Verschiedene Unterstützungsleistungen vor und nach der Entlassung aus der Haft in Österreich wurden präsentiert
- Die Bildungschancen in österreichischen Gefängnissen wurden erläutert (Berufsausbildung, Kurzzeittraining, Ausbildung am Arbeitsplatz, Fernstudium, Hochschulbildung, Kooperation mit externen Ausbildungsinstituten / Schulen / Universitäten)
- Alternativen zur Inhaftierung (Diversion / soziale Dienste, Freilassung auf Bewährung) wurden diskutiert.
Wir danken unseren Gästen für die Teilnahme, dem österreichischen Justizministerium für die Unterstützung in der Organisation, und den österreichischen Vereinen und Haftanstalten für die Kooperation!