Anfang des Jahres wurde unter der Leitung von Hilfswerk Austria International eine Studie mit 423 Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren in der Republik Moldau durchgeführt. Ziel war es herauszufinden, wie junge Menschen in Moldau gegenüber Wahlen und demokratischen Prozessen im Allgemeinen eingestellt sind. Die Studie ergab, dass die Jugendlichen sehr wenig Vertrauen in die Politik in ihrem Land haben. Gleichzeitig zeigen 77% ein verstärktes Interesse an der Teilnahme an Wahlen. Wie kann dieses Interesse in eine aktive Teilhabe an demokratischen Prozessen umgewandelt werden? Der von Hilfswerk Austria International entwickelte Leitfaden gibt praktische Tipps, die nicht nur für Moldau, sondern durchaus auch für Österreich von Interesse sind.
Leitfaden: „Erste Schritte im Leben eines Wählers“
Das Hilfswerk-Handbuch „Erste Schritte im Leben eines Wählers“ beinhaltet praxisbezogene Tipps, Anleitungen, Übungen und Handouts zur Vorbereitung und Durchführung von sogenannten Scheinwahlen. Scheinwahlen wurden 1940 in den USA entwickelt und haben zum Ziel, junge Generationen auf die Teilnahme an Wahlen vorzubereiten sowie kritisches Denken und aktives Zuhören zu fördern. Sie sind ein erprobtes Instrument, den Jungen die Bedeutung von Demokratie und die Wichtigkeit der aktiven Teilnahme daran näher zu bringen.
Sneak Peek in den Leitfaden
Im Leitfaden werden vier Kapitel behandelt:
1) Wahlsysteme: Historisches und Aktuelles
2) Scheinwahlen: Erklärung des Ablaufes
3) Wahlkampagnen: politische Botschaften und Formulierungen, Grundprinzipien der öffentlichen Debatten
4) Verantwortung für Wahlversprechen: Was ist teilnehmende Demokratie, welche verschiedenen politischen Systeme gibt es?
Das rund 80-seitige Handbuch steht allen Interessierten in englischer Sprache weiter unten zum kostenlosen Download und zur Verwendung bereit.
Warum ist die Wahlbeteiligung von Jugendlichen in Moldau so gering?
Die Gründe für die Nicht-Beteiligung der moldauischen Jugendlichen an demokratischen Prozessen sind vielfältig, weiß Hilfswerk Austria International Regionalmanagerin Stoyanka Manolcheva: „In der Republik Moldau, dem ärmsten Land Europas, gibt es nur begrenzten Zugang zu Bildung, die Kommunikation zwischen Jugendeinrichtungen und öffentlichen Institutionen ist schwach oder nicht vorhanden, und viele jungen Menschen wandern in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus. Die andauernde politische und ökonomische Instabilität trägt dazu bei, dass immer mehr junge Menschen der Politik misstrauen und sich nicht an Wahlen beteiligen.“
Hilfswerk Austria International fördert Teilnahme an demokratischen Prozessen in Moldau
In diesem österreichischen Projekt zur Demokratisierung werden in acht moldauischen Gemeinden gemeinsam mit lokalen Partnern maßgeschneiderte Informationskampagnen erstellt, und zielgruppenspezifisch beworben. Hilfswerk Austria International bildet Wahlberater aus, die den Jugendlichen in Diskussionsrunden Rede und Antwort stehen. Mobile Beratungsstellen ermöglichen, dass Gemeinden und Schulklassen in entlegeneren Regionen sowie Jugendliche mit Behinderung erreicht werden. Jugendliche mit Behinderung profitieren von den mobilen Beratungsstellen. „Wir fördern einen offenen, politischen Dialog. Bei Scheinwahlen lernen die Teilnehmer, Wahlen und die Prozesse dahinter zu verstehen. Das Interesse an Politik wird dadurch geweckt.“, berichtet Manolcheva.
Um sicher zu gehen, dass die Bemühungen über die Projektlaufzeit hinaus wirken, arbeiten wir eng mit lokalen NGOs, Wahlbehörden und Schulen zusammen und geben weiter, was wir über die Erhöhung der Wahlbeteiligung der Jugendlichen gelernt und erprobt haben. Finanziert wird dieses Hilfswerk Austria International Projekt von der Austrian Development Agency (ADA) und der ERSTE Stiftung. Es läuft noch bis Juli 2018.