Wien/Ngorima - Nomusa aus Simbabwe ist alleinerziehende Mutter von vier Kindern und geht jeden Abend hungrig ins Bett. Damit ist sie nicht allein: In Simbabwe allein hungern 8 Millionen Menschen. Im Welthunger-Index von 2023 belegt es Platz 107 von 125 Ländern. Die Folgen der Klimakrise wie Dürren und Überschwemmungen führen zu einer immer ernsteren Ernährungssituation. Zielgerichtete Entwicklungszusammenarbeit erzielt signifikante Erfolge bei der Beseitigung von Hunger, daher fordert das Hilfswerk International eine Aufstockung von staatlichen, bilateralen Mitteln für Entwicklungszusammenarbeit.
Alltag Hunger in Simbabwe
Nomusa wohnt mit ihrer Mutter und ihren vier Kindern in Ngorima im Bezirk Chimanimani im Osten Simbabwes. Ihr Mann starb vor zwei Jahren an HIV. Seither muss Nomusa allein für den sechsköpfigen Haushalt sorgen. In Dürrezeiten wie diesen ist das eine besondere Herausforderung, denn Arbeit gibt es so gut wie nicht. Frühstück ist die einzige Mahlzeit für ihre Kinder: Diese bekommen in der Früh einen Brei aus gemahlenem Maismehl, so dünn mit Wasser angerührt, dass er gerade einmal genügend Kraft für den Tag gibt. Nomusa isst nur, wenn die vier Kinder mit dem Brei versorgt sind. Die Folgen von Hunger sind fatal. Verkümmerung und ernsthafte Erkrankungen sind die Folge, die Kinder besonders hart treffen. Auch ein Schulbesuch ist nicht möglich, obwohl in Simbabwe Schulpflicht herrscht. Nomusa hat als fallweise Tagelöhnerin im Schnitt 30 USD pro Monat zur Verfügung. Der Schulbesuch würde monatlich für alle vier Kinder 20 USD kosten. Die Kinder müssen zu Hause bleiben, bis sich die landwirtschaftliche Situation wieder entspannt und Nomusa wieder genug Einkommen aus der Landwirtschaft erzielen kann.
Lösungen gegen Hunger
Das Hilfswerk International leistet seit 25 Jahren Entwicklungszusammenarbeit mit Fokus auf Ernährungssicherheit in Simbabwe. Nachdem Simbabwe auch abseits von Katastrophen wie dieser für Dürre und Ernteausfälle bekannt ist, stehen in den Hilfswerk International Entwicklungsprojekten spezielle Pflanzen im Fokus: Solche, die mit sehr wenig Wasser und unter extrem unfreundlichen Bedingungen bestehen können. Seit 1998 unterstützen wir den Anbau, die Ernte und die Vermarktung dürreresistenter Pflanzen. Baobab gehört zu den in Simbabwe heimischen Pflanzen. Das aus seinen Früchten angefertigte Pulver gilt als besonders nahrhaft. Das Hilfswerk unterstützt die simbabwischen Bauern darin, die Infrastruktur für die Verarbeitung und Vermarktung von Baobab und anderen heimischen Pflanzen wie Wildem Safran zu schaffen. Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe werden die lokalen Landwirtinnen und Landwirte ausgebildet, sodass diese Pflanzen langfristig von der lokalen Bevölkerung geerntet und verkauft werden können. Das führt neben Einkommensmöglichkeiten für Familien zu schrittweiser Nahrungssicherheit und wirtschaftlicher Entwicklung für die gesamte Region.
Ein Tropfen auf dem heißen Stein?
Die aktuelle Dürre und der daraus resultierende Hunger sind bittere Rückschläge für die Bevölkerung. Sie zeigen, dass der Kampf gegen den Hunger einen langen Atem erfordert. Während unzählige Menschen – wie die Familie von Nomusa – in Simbabwe auf Hilfe warten, ist Entwicklungszusammenarbeit gegen Hunger für viele kein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern ermöglicht betroffenen Familien ein Leben in Würde. In den letzten Jahren wurde durch das Hilfswerk Projekt in Simbabwe das monatliche Durchschnittseinkommen von fast 7.000 Familien von 30 USD auf 101 USD erhöht. Einer der Begünstigten ist Tendai. Tendai ist ein 64-jähriger Landwirt, der mit seiner 9-köpfigen Familie im Osten Simbabwes lebt. Bisher kamen seine spärlichen Erträge aus der Maisproduktion, die jedoch aufgrund von schlechten Klimabedingungen zu unsicher waren. Dann wurde Tendai auf das Hilfswerk Projekt aufmerksam. Er durchlief das Training zum Anbauen und Vermarkten von Wildem Safran. Heute bewirtschaftet er ein ein-Hektar großes Feld und produziert jede Saison 70 Kilogramm Wilden Safran. Die Vermarktung läuft gut, er kann sich und seine Familie auch während der aktuellen Dürre mit seinen Vorräten ernähren. Er konnte seine Einnahmen aus der Vermarktung sparen, um die Schulbeiträge und –uniformen für seine sechs schulpflichtigen Kinder zu zahlen. Nomusa und ihre Familie warten noch auf Unterstützung. So lange müssen sie den Kampf gegen den Hunger jeden Tag aufs Neue führen.
Hilfswerk International fordert bilaterale Unterstützung
Simbabwe ist nur eines von vielen Beispielen für Länder aus dem Globalen Süden, die dringend auf bilaterale Investitionen angewiesen sind. Die verbesserte Dotierung des Auslandskatastrophenfonds ist ein wichtiger Schritt, um kurzfristige Nothilfe und langfristige Ernährungssicherheitsprogramme zu finanzieren. „Darüber hinaus benötigt es zusätzliche Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit, um nachhaltige Landwirtschaft zu fördern“, appelliert Stefan Fritz, Geschäftsführer von Hilfswerk International und fordert, zusätzliche bilaterale Mittel zu beschließen. „Die Erhöhung bilateraler Mittel trägt dazu bei, langfristige und präventive Unterstützung für Menschen in Ländern des Globalen Südens zu gewährleisten“, schließt Fritz ab.
Hilfswerk International
Das Hilfswerk International ist eine österreichische und weltweit tätige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Wien. Sie wurde im Jahr 1978 mit dem Ziel gegründet, Nothilfeprojekte und nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika, Zentralasien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten, Süd- und Südostasien und Südosteuropa durchzuführen. Mit insgesamt mehr als 124 Mitarbeiter*innen in 18 Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Teams sowie lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales und Landwirtschaft initiiert. Im Fokus steht die strukturelle Armutsbekämpfung durch die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hilfswerk International auf der Unterstützung der am stärksten von Armut und Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, ältere Personen und ethnische Minderheiten.
Die gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation agiert selbstständig unter dem Dach der österreichischen Hilfswerk-Familie. Finanziert werden die Projekte durch nationale und internationale Projektfonds für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe sowie über private Spenden, Corporate-Social-Responsibility-Partnerschaften und Sponsoring. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/