Während theoretisch und rechtlich den 700 überlebenden Nukak ein Gebiet von 960.000 Hektar im kolumbianischen Amazonas zusteht, leben in der Praxis alleine 250 von ihnen in provisorischen Siedlungen auf Größe eines Fußballfeldes in Agua Bonita, Guaviare, im Süden Kolumbiens.
Schuld daran ist vor allem der jahrzehntelange, blutige Konflikt. Der Kampf um das Gebiet der Nukak war und ist teilweise von Guerillas, Drogenkartellen und Paramilitärs heiß umkämpft. Für das Wandervolk bedeutet das den dramatischen Verlust ihres Lebensraumes und ihrer Überlebensstrategien – die Folgen sind Mangel- und Unterernährung sowie Identitätsverlust. Ihre Nahrung und ihr Lebensstil waren an den Rhythmus des Urwalds angepasst. Nachdem viele der Nukak getötet wurden und ein Überleben in ihrer Heimat im Amazonas nicht mehr gesichert war, flohen sie nach Guaviare.
Das Kunsthandwerk der Nukak erzählt Geschichten
Eine Nukak-Tradition, die besonderen Stellenwert hat, ist das Knüpfen von Armbändern: Mit einer speziellen Knüpftechnik werden natürliche Materialien zu Armbändern geflochten. Ein geschultes Auge erkennt durch die jeweilige Knüpftechnik die genaue Abstammung und Familienzugehörigkeit sowie das Alter des Künstlers. Die Beschaffung der Materialen ist aufwendig: Teile der Rinde der Palme „Astrocaryum aculeatum“ (Cumare) werden gesammelt, getrocknet, und dann zu dünnen Bändern gerollt. Durch Pflanzen wie z.B. Curcuma erreicht man dann besondere Färbungen. Die Erzeugung der Farben und deren Zusammensetzung ist ein besonders gut gehütetes Geheimnis.
Hilfswerk hilft bei der Wahrung indigener Traditionen
Das Hilfswerk unterstützt die Nukak und andere indigene Gruppen beim Betreiben ihrer eigenen, indigenen Handwerksschule in Guaviare. Diese stellen sicher, dass dieses Kunsthandwerks-Wissen an die nächsten Generationen weitergegeben werden kann. Das Hilfswerk hilft außerdem dabei, dass diese Armbänder vermarktet und verkauft werden. Das sichert den Indigenen ein eigenes Einkommen und gibt ihnen so ein Stück Selbstbestimmung zurück.
Nukak Armbänder beim Südwind Straßenfest
Die Mitarbeiter des Hilfswerk Austria International sind von der Wirkung dieser Hilfe für vom Aussterben bedrohte Völker überzeugt – und bringen ein Stück indigene Tradition nach Wien: Wir betreiben am 27. Mai ehrenamtlich unseren Informationsstand am Südwind Straßenfest im Alten AKH in Wien. Wir laden alle herzlich dazu ein, uns dort zu besuchen und sich mit uns über unsere Hilfe für Indigene in Kolumbien auszutauschen. Gegen freiwillige Spenden gibt es sogar original Nukak-Armbänder aus Guaviare – wovon jedes einzelne seine eigene Geschichte erzählt – zu erwerben.