Wien (OTS) - Das Hilfswerk International initiiert und koordiniert mithilfe österreichischer Hilfsgelder Projekte in Kriegs- und Krisengebieten. Die Zwischenbilanz nach 500 Tagen andauernden Krieges und der damit verbundenen Katastrophenhilfe in der Ukraine zeigt, wie gezielt geholfen werden kann.
Das Hilfswerk International begann sofort nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 mit den Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung und einem Spendenaufruf an die österreichische Bevölkerung. Was folgte, konnte auch die seit 1978 in der Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit tätige Hilfsorganisation nicht erahnen: Eine Welle der Solidarität veranlasste die Österreicher*innen zu einer Hilfsbereitschaft von ungeahntem Ausmaß. Insgesamt knapp 7 Millionen Euro an Spenden und Fördergeldern setzte das Hilfswerk International bedarfsorientiert und in Abstimmung mit lokalen Organisationen seither in der Ukraine in Projekte um – einerseits für kurzfristige, schnelle Nothilfe und andererseits für eine gezielte längerfristige Unterstützung in allen Landesteilen.
Heinz Wegerer, Nothilfekoordinator und Leiter der Ukraine-Hilfsprojekte, ist seit Kriegsausbruch immer wieder in den Krisengebieten vor Ort: „Unsere Aktivitäten richten sich nach den Bedürfnissen der betroffenen Menschen. In unserer täglichen Arbeit kommt uns die langjährige Erfahrung im Bereich der internationalen humanitären Hilfe zugute.“ Die Mitgliedsorganisation von „Nachbar in Not“ konnte damit Menschen in der Ukraine mit Hilfsgütern, psychosozialen Diensten, Notunterkünften und der Aufrechterhaltung kritischer Infrastrukturen unterstützen.
Resilienz in der Ukraine beeindruckend
Der Historiker und Journalist Dr. Raimund Löw hebt insbesondere die beeindruckende Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung hervor: „Noch immer ist fast ein Fünftel des ukrainischen Territoriums von den russischen Streitkräften besetzt. Jede Nacht gibt es Luftalarm. Die Familien müssen Schutz suchen, es gibt viele zivile Opfer. Trotzdem ist der Wille zum Widerstand überwältigend.“
„We are alive, we are unbreakable – Wir haben diese 500 Tage überlebt, uns kann nichts mehr umhauen“, bestätigte der Oberösterreicher Wegerer die Stimmung in der Ukraine derzeit.
Der Geschäftsführer vom Hilfswerk International, Stefan Fritz, bedankt sich bei den Österreicher*innen für die großzügige Spendenbereitschaft: „So konnten wir bisher 600.000 Menschen in der Ukraine unkompliziert und effektiv helfen. 100.000 von ihnen erhalten kontinuierliche Unterstützung.“
Ein Überblick über die Hilfsprojekte:
- Versorgung der Menschen am Brennpunkt – der Frontlinie im Osten
Eine besondere Herausforderung auch für die zahlreichen Helfer*innen vom Hilfswerk International stellt der Einsatz an der Frontlinie dar. Viele Menschen können aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen nicht fliehen. Insgesamt versorgte die Hilfsorganisation 52.000 Menschen im umkämpften Gebiet Nikopol mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten. Seit Dezember 2022 werden außerdem 3.000 Familien an der Frontlinie mit Winterpaketen versorgt.
- Wasserversorgung nach Staudammsprengung
Seit dem Staudammbruch Kachowka vor einem Monat haben rund 100.000–200.000 Menschen derzeit keinen Zugang zu Trink- oder Nutzwasser. Die österreichische „Nachbar in Not“-Organisation Hilfswerk International führt regelmäßige Trinkwasserlieferungen in Marhanets, Rayon Nikopol, das flussaufwärts vom Kachowka Staudamm liegt, durch, und versorgt mit 300.000 Litern Wasser pro Tag 20.000 Menschen mit Wasser.
- Bereitstellung von Notunterkünften und psychosozialer Betreuung
Fast über Nacht benötigten mehr als 11 Millionen Menschen – allen voran Frauen, Kinder und ältere Personen – einen sicheren Ort, Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel und, am allermeisten, Ansprechpartner*innen, denen sie auch ihre Ängste und Sorgen anvertrauen können. Gemeinsam mit den Projektpartner*innen vor Ort unterstützt das Hilfswerk International den laufenden Betrieb von insgesamt 10 Notunterkünften im Westen der Ukraine sowie 13 weitere im Nachbarland Moldawien. Zusätzlich wurden Teams zur psychosozialen Unterstützung eingesetzt.
- Unterstützung von Kindern und Waisen
Ein wichtiger Teil der Arbeit im Krisengebiet ist für das Hilfswerk International die Unterstützung besonders von Armut gefährdeter Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise chronisch kranker oder verwaister Kinder. Bereits in den ersten Tagen des Krieges sorgte die Organisation für die Beschaffung lebensnotwendiger Medikamente, etwa Insulininjektionen und medizinisches Equipment für das Kinderkrankenhaus in Iwano-Frankiwsk. Als erste Anlaufstelle für chronisch kranke und schwer verletzte Kinder aus dem gesamten Land konnten damit insgesamt rund 80.000 Menschen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Dringend Hilfe benötigten auch Waisenkinder in Ternopil.
- Schutz kritischer Infrastruktur
Durch den Krieg stehen kritische Infrastrukturen wie die Wasserversorgung, Krankenhäuser, Waisenhäuser und Notunterkünfte aufgrund der mangelnden Stromversorgung vor großen betrieblichen Herausforderungen. Durch die Bereitstellung von 60 Stromgeneratoren in Charkiw, Nikopol, Cherson, Winnyzja und dem Westen des Landes leistet das Hilfswerk International einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung.
- Help Points
In drei sogenannten „HELP POINTS“, also Tageszentren in Charkiw, Nikopol und Iwano-Frankiwsk, bietet das Hilfswerk International umfassende soziale, rechtliche und berufliche Beratung, psychosoziale Unterstützung für Kinder und Erwachsene. Zusätzlich werden auch hier Nothilfepakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln an besonders vulnerable Familien verteilt.
Weiterhin steigender Bedarf an humanitärer Hilfe
Ein Ende des Krieges scheint nicht in Sicht. „Die Ukraine hofft auf Erfolge des Militärs bei der laufenden Offensive und ein Ende der russischen Aggression. Die Solidarität Europas spielt hier eine entscheidende Rolle“, so Löw.
Viele Flüchtende haben all ihr Erspartes ausgegeben, was den Bedarf an humanitärer Hilfe weiter steigen lässt. Mit der anhaltenden Zerstörung kritischer Infrastrukturen verschärft sich die Lage auch für Helfer*innen, denn die Lücken in der Strom-, Wasser- oder Wärmeversorgung stellen auch sie vor zunehmende operationale Herausforderungen. „Die Durchhaltekraft ist weiterhin entscheidend. Für uns ist es wichtig, dass die Menschen in der Ukraine nicht vergessen werden. Es bleibt zu hoffen, dass die vielen lokalen Organisationen und das so wichtige ehrenamtliche Engagement vor Ort weiter aufrechterhalten bleiben und dass die Menschen den Mut und das Durchhaltevermögen nicht verlieren. Die Menschen in der Ukraine brauchen weiterhin unsere Aufmerksamkeit“, mahnt Wegerer. Daher ersucht das Hilfswerk International weiterhin um Unterstützung durch Spenden an:
Hilfswerk International
IBAN: AT71 6000 0000 9000 1002
"Nothilfe Ukraine"
Über das Hilfswerk International
Das Hilfswerk International ist eine österreichische und weltweit tätige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Wien. Sie wurde im Jahr 1978 mit dem Ziel gegründet, Nothilfeprojekte und nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika, Zentralasien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten, Süd- und Südostasien und Südosteuropa durchzuführen. Mit insgesamt mehr als 124 Mitarbeiter*innen in 18 Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Teams sowie lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales und Landwirtschaft initiiert. Im Fokus steht die strukturelle Armutsbekämpfung durch die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hilfswerk International auf der Unterstützung der am stärksten von Armut und Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, ältere Personen und ethnische Minderheiten.
Die gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation agiert selbstständig unter dem Dach der österreichischen Hilfswerk-Familie. Finanziert werden die Projekte durch nationale und internationale Projektfonds für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe sowie über private Spenden, Corporate-Social-Responsibility-Partnerschaften und Sponsoring. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/