Das Jahr 2023 war von weltweiten humanitären Krisen geprägt, und damit auch von humanitärer Hilfe aus Österreich. Neben zahlreichen Entwicklungszusammenarbeits-Projekten in knapp 20 Ländern der Welt leistete die österreichische Organisation Hilfswerk International im vergangenen Jahr Katastrophenhilfe für Menschen in der Ukraine, der Türkei, in Syrien sowie in Marokko.
Humanitäre Situation in der Ukraine
Hilfe für Menschen in der Ukraine stellte 2023 eine der größten humanitären Anstrengungen für Hilfsorganisationen dar.
Das Hilfswerk International half dieses Jahr unzähligen Familien an der Frontlinie im Osten und Südosten des Landes, darunter 52.000 Menschen in den umkämpften Gebieten Nikopol und Charkiw, mit Lebensmittel- und Hygienepaketen. Nach dem Staudammbruch in Kachowka im Sommer versorgte die Organisation regelmäßig 20.000 Menschen in Marhanets mit insgesamt 20 Millionen Liter Trinkwasser.
Die Organisation trug 2023 zudem zur Aufrechterhaltung der Strom- und Wasserversorgung im ganzen Land verteilt bei, indem sie mehr als 80 Stromgeneratoren an Notunterkünfte, Gemeinden und Krankenhäuser lieferte.
Kinder im Mittelpunkt
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung von gefährdeten Bevölkerungsgruppen, darunter chronisch kranke oder verwaiste Kinder. Das Hilfswerk International beschaffte lebensnotwendige Medikamente, wie Insulininjektionen, und medizinisches Equipment für das Kinderkrankenhaus in Iwano-Frankiwsk, wodurch etwa 80.000 Kinder medizinische Hilfe erhalten.
In den drei Help Points in Charkiw, Nikopol und Iwano-Frankiwsk bietet das Hilfswerk International umfassende soziale, rechtliche und berufliche Beratung sowie psychosoziale Unterstützung insbesondere für Kinder an, die unter dem Krieg leiden. Hier finden sie einen Ort, an dem sie spielen, lachen und den Krieg für einen Moment vergessen können. Geschulte Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen die Kinder in ihrer Entwicklung und fördern den Austausch zwischen Gleichaltrigen. Da Schulen sind häufig seit Monaten geschlossen sind, weshalb diese Kinderräume oft die einzige Möglichkeit sind, wo Kinder miteinander spielen können.
„Die beeindruckende Resilienz der Bevölkerung und die Solidarität der Österreicher*innen ermöglichten es uns, bisher mehr als 700.000 Menschen in der Ukraine unkompliziert und effektiv zu helfen“, erklärt Stefan Fritz, Geschäftsführer von Hilfswerk International.
Nothilfe nach Erdbeben: Türkei und Syrien
Unmittelbare Hilfe war auch Anfang des Jahres dringend benötigt, als sich am 6. Februar ein Erdbeben im Südosten der Türkei und im Norden Syriens mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala ereignete. Noch am gleichen Tag gab es in derselben Region ein weiteres Erdbeben mit einer Stärke von 7,5. Es wurden dabei mehr als 59.259 Tote und über 125.000 Verletzte gemeldet, was dieses Erdbeben zum verheerendsten seit dem Erdbeben in Haiti 2010 macht. Auch für die Überlebenden waren und sind die Folgen immer noch gravierend:
Tausende Gebäude wurden zerstört, darunter auch zahlreiche Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen, was zum teilweisen Zusammenbruch der Infrastruktur in den betroffenen Provinzen führte.
Das Hilfswerk International war in Hatay und Idlib sofort vor Ort und leistete rasche Hilfe für die in der Region notleidenden Menschen, unter anderem durch die Verteilung von Nothilfepaketen, die akut benötigte Hilfsgüter beinhalteten. Dazu gehörten neben Lebensmitteln auch Decken, Kleidung und Hygieneartikel. Die Verteilung von Solarlampen in den Zeltlagern, in denen Strom Mangelware ist, schenkte den Familien Licht und ein Gefühl von Sicherheit.
Das Hilfswerk International stellte – unter anderem mit der Finanzierung von Nachbar in Not– in den Zeltlagern mobile Duschen und Latrinen sowie mobile Klassenräume zur Verfügung und unterstützt gezielt Frauen, die in dieser humanitären Katastrophe besonders oft Opfer von Gewalt werden. Mit den Aktivitäten des Hilfswerks International wurden bisher mehr als 50.000 Menschen erreicht.
Herausforderungen und Soforthilfe in Al Haouz, Marokko
Während die Nothilfe für Menschen in der Türkei und in Syrien – auch mithilfe von Nachbar in Not Geldern – nach wie vor andauert, ereignete sich im Herbst ein weiteres Erdbeben, dieses Mal in Marokko. Das Erdbeben erreichte eine Stärke von 6,8 auf der Richterskala, was es zum stärksten in der Region seit 100 Jahren machte. Über 2.900 Menschen verloren dabei ihr Leben, etwa genauso viele wurden verletzt. UNICEF-Schätzungen zufolge waren etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen.
Die Nachwirkungen führten zu erheblichem Leid, darunter Mangel an Notunterkünften sowie an Nahrung und Trinkwasser in ländlichen Gebieten. Das Hilfswerk International leistete Soforthilfe in einer der am stärksten betroffenen Provinzen: Al Haouz. Die Hilfseinsätze erwiesen sich als schwierig, da viele Dörfer schwer zu erreichen waren. Die Menschen benötigen dringend Lebensmittel, Wasser, Hygieneartikel und Decken für die kalten Nächte.
Trotz Hürden leistete das Hilfswerk International in den ersten Tagen schnelle Nothilfe und erreichte mehr als 1.000 Menschen mit lebensnotwendigen Gütern.
Solidarität und Menschlichkeit
„Die Solidarität und Menschlichkeit der Menschen in Österreich beeindruckt mich zutiefst. Ihre Spendenbereitschaft ermöglichen es uns, unmittelbare Hilfe für diejenigen zu leisten, die von Naturkatastrophen, Konflikten und anderen Notlagen betroffen sind. Vielen Dank!“, schließt Fritz den Rückblick auf 2023.
Ausblick auf 2024:
Die humanitären Probleme sind weiterhin groß: das Hilfswerk International sieht in vielen Krisenregionen der Welt einen steigenden Bedarf an bilateraler Hilfe. Denn der Ausblick auf die humanitäre Situation weltweit ist geprägt von einer Vielzahl komplexer Herausforderungen, die sich auch 2024 weiter verschärfen könnten. Die Klimakrise stellt dabei eine zentrale Bedrohung dar. Der Anstieg von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen hat bereits jetzt erhebliche Auswirkungen auf Gemeinschaften weltweit. Insbesondere vulnerable Regionen, darunter viele Länder des globalen Südens, sind zunehmend von Nahrungsmittelknappheit und Wasserknappheit betroffen.
Gleichzeitig tragen politische Konflikte und instabile geopolitische Situationen zu einer Zunahme von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen bei. In vielen Regionen der Welt sind langwierige Konflikte an der Tagesordnung, die das Leid der Zivilbevölkerung massiv erhöhen.
"Heute sind mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen als je zuvor, und der Ausblick verspricht keine Besserung. Wir stehen Menschen in Not auch in Zukunft zur Seite. Menschen in den Kriegs- und Krisenregionen brauchen weiterhin unsere Aufmerksamkeit", mahnt Fritz. Das Hilfswerk International ruft daher weiterhin zur großzügigen Spendenbereitschaft auf, um auch im kommenden Jahr effektive Hilfe leisten zu können.
Über das Hilfswerk International
Das Hilfswerk International ist eine österreichische und weltweit tätige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Wien. Sie wurde im Jahr 1978 mit dem Ziel gegründet, Nothilfeprojekte und nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika, Zentralasien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten, Süd- und Südostasien und Südosteuropa durchzuführen. Mit insgesamt mehr als 124 Mitarbeiter*innen in 18 Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Teams sowie lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales und Landwirtschaft initiiert. Im Fokus steht die strukturelle Armutsbekämpfung durch die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hilfswerk International auf der Unterstützung der am stärksten von Armut und Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, ältere Personen und ethnische Minderheiten.
Die gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation agiert selbstständig unter dem Dach der österreichischen Hilfswerk-Familie. Finanziert werden die Projekte durch nationale und internationale Projektfonds für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe sowie über private Spenden, Corporate-Social-Responsibility-Partnerschaften und Sponsoring. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/