Seit 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine und bringt großes humanitäres Leid. Die österreichische „Nachbar in Not“-Mitgliedsorganisation Hilfswerk International ist seit Kriegsbeginn vor Ort und leistet humanitäre Hilfe vom Osten bis zum Westen des Landes. Die Art der benötigten Hilfe ändert sich, aber der Bedarf an sich bleibt unverändert groß. Der Geschäftsführer von Hilfswerk International, Stefan Fritz, zieht Bilanz über die letzten zwei Jahre.
Schwerpunkt: Hilfe für Kinder
In Kriegs- und Krisensituationen gehören Kinder zu den vulnerabelsten Gruppen. Entlang der Frontlinie im Südosten und Osten der Ukraine können eine Million Kinder seit Jahren nicht mehr zur Schule gehen. Während ab 2020 die Corona-Pandemie Schuld für die Schulschließungen war, ist es seit zwei Jahren der Krieg. Kinder entlang der Frontlinie leiden zusätzlich zu dem enormen psychischen Druck, den der Krieg auf sie und ihre Familien hat, an der zunehmenden Vereinsamung. Der regelmäßige Austausch mit Gleichaltrigen fehlt, und fällt als Ausgleich zu der oft tristen und angespannten Situation innerhalb der Familien weg.
Der Geschäftsführer von Hilfswerk International, Stefan Fritz, war in den letzten Jahren mehrmals in der Ukraine, um die Projekte zu besuchen und in persönlichen Austausch mit dem lokalen Team und der Bevölkerung zu treten:
„Zu erleben, wie die Kinder entlang der Frontlinie leiden, ist mitunter das schwerste, mitanzusehen. Eltern berichten von ihren Kindern, die nicht mehr sprechen, sich zurückziehen und isolieren, und weit weg von einer unbeschwerten Kindheit sind, die sie verdient hätten“, erzählt Fritz.
In drei sogenannten „Kinderräumen“ von Hilfswerk International (entlang der Frontlinie in Pokrov/Nikopol und in Valky/Kharkiw sowie im Westen in Iwano-Frankiwsk) haben Kinder die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen, miteinander zu spielen, basteln, lachen – und auch über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Geschulte Pädagoginnen und Psychologinnen nehmen sich um die Kinder an – und das zeigt Wirkung:
„Ich habe bei meinen Besuchen mit vielen Eltern gesprochen, deren Kinder seit dem regelmäßigen Besuch der Kinderräume endlich wieder aufblühen. Das ist für mich und unser Team eine große Motivation“, freut sich Fritz.
2 Jahre, 700.000 Menschen
Derzeit ist der Schwerpunkt von Hilfswerk International Hilfe für Kinder im Krieg. Aber auch darüber hinaus konnte die Organisation Menschen in der Ukraine auf unterschiedlichen Ebenen helfen:
- Seit Februar 2022 konnten 40.000 geflüchtete Frauen und Kinder in westlichen Teilen der Ukraine untergebracht und mit Lebensmitteln, warmen Mahlzeiten und Winterpaketen versorgt werden.
- 50.000 kranke und verletzte Kinder im Kinderkrankenhaus Iwano-Frankiwsk konnten mit dringend benötigten Medikamenten und medizinischen Geräten behandelt werden.
- 100 Waisenkinder erhielten Nahrung, Medikamente und Kleidung in den ersten Monaten des Krieges.
- Entlang der Frontlinie erhielten 70.000 Zivilistinnen und Zivilisten Nothilfepakete mit Lebensmitteln, Hygieneprodukten und wintergerechter Ausstattung.
- Mehr als 70 Stromgeneratoren, die vom Hilfswerk International im gesamten Land bereitgestellt wurden, sorgen heute für eine aufrechte Strom- und Wasserversorgung für mehr als 400.000 Menschen.
- Als im Sommer 2023 der Kachowka-Staudamm brach und die Bevölkerung plötzlich kein Trinkwasser mehr hatte, konnte das Hilfswerk International mehr als 20 Millionen Liter Trinkwasser zur Verfügung stellen und damit über 100.000 Menschen erreichen.
- In drei Hilfswerk International „Help Points“, die als Orte der Begegnung dienen, erhalten Ukrainerinnen und Ukrainer unterschiedliche Beratungen, Nothilfepakete und psychologische Betreuung.
- 40.000 Ukrainerinnen und Ukrainer erhielten in den Help Points und den Kinderräumen schnelle, unbürokratische und wirksame Hilfe.
Stefan Fritz ist stolz über die Hilfe, die bisher mithilfe der Spenden aus Österreich geleistet wurde: „Die Hilfswerk International Nothilfe ist Hilfe aus Österreich, die ankommt. Wir stehen den Menschen in der Ukraine weiterhin zur Seite, um sie durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten.“
Ukraine-Hilfe 2024: langer Atem gefragt
In den vergangenen zwei Jahren änderte sich der Bedarf an Hilfe. Anfangs standen die massiven Fluchtbewegungen von Ost nach West im Mittelpunkt der Hilfsleistungen. Langsam ist der Krieg trauriger Alltag. Daher ist das Ziel heute, die Menschen in ihrem Alltag zu unterstützen, sei es durch psychosoziale Hilfe, humanitäre Hilfsaktivitäten oder Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur.
„Das Wichtigste ist jetzt, langen Atem zu beweisen und sicherzustellen, dass die lokalen Strukturen stark bleiben. Nur so können die Ukrainerinnen und Ukrainer wirksam unterstützt werden“, fasst Fritz zusammen.
Das Hilfswerk International bittet weiterhin um Spenden für seine Ukraine-Nothilfe:
Hilfswerk International
AT AT71 6000 0000 9000 1002
„Nothilfe Ukraine“
Über das Hilfswerk International
Das Hilfswerk International ist eine österreichische und weltweit tätige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Wien. Sie wurde im Jahr 1978 mit dem Ziel gegründet, Nothilfeprojekte und nachhaltige Entwicklungsprojekte in Afrika, Zentralasien, Osteuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten, Süd- und Südostasien und Südosteuropa durchzuführen. Mit insgesamt mehr als 124 Mitarbeiter*innen in 18 Ländern werden in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Teams sowie lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Soziales und Landwirtschaft initiiert. Im Fokus steht die strukturelle Armutsbekämpfung durch die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Dabei liegt der Schwerpunkt der Arbeit des Hilfswerk International auf der Unterstützung der am stärksten von Armut und Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Frauen, Kinder, ältere Personen und ethnische Minderheiten.
Die gemeinnützige, überparteiliche und überkonfessionelle Organisation agiert selbstständig unter dem Dach der österreichischen Hilfswerk-Familie. Finanziert werden die Projekte durch nationale und internationale Projektfonds für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe sowie über private Spenden, Corporate-Social-Responsibility-Partnerschaften und Sponsoring. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hilfswerk.at/international/